Investor Relations Welche Unternehmen Anleger am besten betreuen

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Meister ihres Fachs

„Kein Investor freut sich über das, was ihm da aufgetischt wurde“, sagt Praum, „doch wir konnten erklären, wie wir die höheren Kosten finanzieren und dass dadurch kein neuer Liquiditätsengpass entsteht“, so Praum. So gelang es den Bonnern immerhin, Anlegern und Kapitalgebern das mulmige Gefühl zu nehmen, es werde noch etwas verschwiegen. „Das alte IVG-Management war da leider nicht immer vorbildlich und hatte Vertrauen zerstört“, sagt ein Analyst.

„Das Schlimmste, was man in solchen Situationen machen kann, ist Unsicherheit und Spekulation zuzulassen und so lange zu warten, bis die Investoren von sich aus anfragen, weil die Gerüchteküche schon hochkocht“, sagt Kelly von Thomson-Extel, „das geht fast immer einher mit einem Vertrauensverlust, der nur schwer wieder zu kitten ist.“

Lokal begrenztes Problem

Trotzdem versuchen immer wieder Unternehmen, unangenehme Wahrheit scheibchenweise und verspätet unters Anlegervolk zu bringen. Als die Finanzkrise 2008 eskalierte, zogen es fast alle Banken vor, das Phänomen zunächst herunterzuspielen. Es handele sich um ein lokal begrenztes Problem schwacher US-Hypothekenschuldner, die eigene Bilanz sei nicht tangiert. Wenige Wochen später war von einem US-Immobiliencrash die Rede, aber die Banken redeten nach wie vor die Gefahr für die eigene Bilanz klein.

Am ärgsten trieben es die Exvorstände der Hypo Real Estate. Zur Erinnerung: Die Bank ist heute verstaatlicht und wurde mit mehr als 100 Milliarden Euro an staatlichen Garantien und Kapitalspritzen gestützt. Noch im November 2007 hatte der damalige Vorstand „keinerlei Anzeichen“ gesehen, dass die Bank in die Mühlen der Subprime-Krise geraten war.

Ärgerliche Überraschungen

Im Januar 2008 räumte er plötzlich ein, 390 Millionen Euro auf US-Anleihebündel ergebniswirksam abschreiben zu müssen. Um 35 Prozent rauschte die Aktie an diesem Tag in die Tiefe. Nicht deutlicher auf die „Möglichkeit von Verlusten“ hingewiesen zu haben sei ein Fehler gewesen, räumte Exvorstand Georg Funke erst Monate später ein. Der ehemalige IKB-Chef Stefan Ortseifen muss sich wegen einer viel zu optimistischen Ad-hoc-Mitteilung kurz vor Zusammenbruch seiner Bank sogar vor Gericht verantworten.

Auch wenn es nicht gleich um die Existenz geht – schmerzhaft sind negative Überraschungen für Aktionäre allemal. Dass Daimler die Dividende 2010 ausfallen lassen würde, hatte niemand auf der Rechnung. Der Kurs sackte am Tag der Ankündigung um zehn Prozent ab. „Das“, meint der Berliner Aktionärsanwalt Lars Labryga, „hätte man kursschonender machen können.“

Noch ärgerlicher sind Überraschungen, wenn einige Anleger schon vorher Bescheid wussten. So gerieten bei Thyssen mehrfach kurz vor der offiziellen Bekanntgabe von Quartalsberichten Ergebnisse ganz oder teilweise an die Öffentlichkeit; Börsenbriefe veröffentlichten sie, der Aktienkurs zog deutlich an – eine Art Kurspflege, wie sie eigentlich nicht mehr vorkommen sollte.

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