Emerging Markets Wo sich ein Investment lohnen kann

Die Emerging Markets sind populär wie nie. Die Experten von HSBC Trinkaus zeigen, warum die Liquidität der Währung entscheidend für ein Investment ist. Ihre wesentliche Aussage: Die Liquidität einer Währung ist ein guter Indikator für die Liquidität des Aktienmarktes.

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Russischer Rubel: Liquideste aller Währungen der Emerging Markets. Quelle: ap

FRANKFURT. Nichts ist bei Anlegern derzeit so in Mode wie die aufstrebenden Länder, die sogenannten Emerging Markets. Eine Lehre aus der Finanzkrise lautet jedoch, dass sie häufig viel zu wenig auf die Liquidität der dortigen Landeswährungen geachtet haben. Die Düsseldorfer Privatbank HSBC Trinkaus hat deswegen jetzt insgesamt 43 Währungen aus den Emerging Markets untersucht: Ausgewertet wurden dafür die durchschnittlichen Volumina pro Tag sowie die Größe der einzelnen Orders im Devisenhandel. Wesentliche Aussage dahinter: Die Liquidität einer Währung ist ein guter Indikator für die Liquidität des Aktienmarktes. Entsprechend kann sich für Anleger ein Investment dort lohnen oder man sollte von vornherein davon absehen.

Hintergrund der Untersuchung ist die wachsende Bedeutung der Emerging Markets für den Welthandel. "Es wird erwartet, dass der Anteil der Nicht-Industrieländer am globalen Bruttoinlandsprodukt 2012 erstmals größer sein wird als der Anteil der Industrienationen", sagt Björn Jesch, Chief Investment Officer Deutschland bei Deutsche Bank Private Wealth Management. Insgesamt ergibt sich eine Verlagerung von West nach Ost.

Dass jetzt erstmals anhand der jeweiligen Landeswährung eine Aussage darüber getroffen wird, wo sich ein Investment lohnen kann und wo besser nicht, liegt an der in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Qualität des Datenmaterials. "Mittlerweile ist bei den Emerging-Markets-Währungen die Datenlage in den einzelnen Ländern so gut, dass sich ein aussagekräftiger Index darstellen lässt", sagt Marcel Hartmann, Devisenhändler bei HSBC Trinkaus.

Wo die Währung illiquide ist, lohnt sich auch kein Investment

Die Kernaussage daraus ist: Ist die Währung eines Landes bereits wenig liquide, dann ist es der dortige Aktienmarkt erst recht. Ein direktes Investment an der dortigen Börse oder über Fonds oder Zertifikate ist deshalb nicht ratsam, weil die Anleger Schwierigkeiten bekommen könnten, ihre Papiere wieder loszuwerden. Kaum verwunderlich ist es, dass zu der Gruppe der illiquiden Währungen die Lempira aus Honduras, der Uruguay-Peso oder das Libanon-Pfund gehören. Aber auch die kroatische Kuna oder der Bahrain-Dinar finden sich darunter. Da hilft dem Golfstaat auch die weltweite Aufmerksamkeit durch den Formel-1-Auftakt nicht.

Deutlich sinnvoller, aber auch noch mit erkennbaren Risiken behaftet, ist für Anleger ein Investment in Ländern mit mittlerer Liquidität. Der argentinische Peso und der südkoreanische Won zählen hier dazu, aus Europa sind der polnische Zloty und der ungarische Forint vertreten. Polen und Ungarn zeigten in jüngster Zeit aufstrebende Tendenzen, speziell der ungarische Forint hat nach den Berechnungen der HSBC-Analysten beste Chancen, in absehbarer Zeit zu den Währungen mit hoher Liquidität aufzurücken.

Kein Wunder also, dass Portfoliomanager das Land, das noch vor anderthalb Jahren mit einer hohen Staatsverschuldung zu kämpfen hatte, wiederentdeckt haben. "Ungarn entwickelt sich zum Musterschüler", sagt Markus Brück, der bei Metzler Asset Management für das Osteuropa-Produkt verantwortlich ist. Laut Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwirtschaftet das Land in diesem Jahr einen Überschuss von 0,7 Prozent und steht damit als bestes Land ganz oben auf der OECD-Liste.

Über eine hohe Liquidität und damit über die Grundvoraussetzung, dass ein Investment dort attraktiv sein kann, verfügen erwartungsgemäß die Währungen aus den vier Bric-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Real, Rubel, Rupee und Yuan gehören bei Anlegern seit Jahren zum "Establishment", ebenfalls die dortigen Aktienmärkte. Überraschend ist hingegen, dass gerade der russische Rubel als liquideste aller Währungen aus den Emerging Markets besonders herausragt.

Russland ragt heraus dank des äußerst liquiden Rubels

In der Wahrnehmung vieler Anleger galten China, Indien und Brasilien bislang als dynamischer. Zudem hatte Russland lange Zeit den Ruf, zu bürokratisch zu sein. Neben der sehr liquiden Währung sprechen das hohe Gewinnwachstum sowie die niedrige Bewertung der Aktien für ein Investment an der Moskauer Börse. So sollen die Gewinne der russischen Unternehmen 2010 nach Berechnungen von Metzler Asset Management um knapp 50 Prozent steigen. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit 7,7 noch immer sehr niedrig.

Ebenfalls erstaunlich: Auch der saudi-arabische Riyal, die türkische Lira und der südafrikanische Rand zählen zu den liquidesten Währungen der Welt.

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