Krötenwanderung

Lohnt sich in der Finanzkrise eine eigene Immobilie wieder?

Schön wär's. Die Systematik, nur weil andere Anlageklassen abschmieren, werden Immobilien automatisch wertvoller, ist Wunschdenken, meint Wirtschaftswoche-Reporterin Anke Henrich.

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Anke Henrich: Krötenwanderung

Über kein anderes Geldanlagethema wird so leidenschaftlich gestritten wie über die Frage, ob eine selbstgenutzte Immobilie ein gutes Investment ist. Emotionen und Wunschdenken schlagen oft genug die nüchterne Analyse, wann sich was rechnet.

Tatsache ist: Die Immobilienpreise in Deutschland fallen oder verharren bestenfalls auf dem bisherigen Niveau, wie immer ausgenommen Deutschlands Best-Lagen oder Top-Stadtteile in Top-Städten wie München, Hamburg, Stuttgarts oder Düsseldorf.

Ort für Ort deklinieren Bausparkassen, Maklerverbände und Immobiliengesellschaften die aktuellen Preise jährlich durch. Tendenz, wenn man genau hinschaut: Fallend!

Interessengetrieben wie Bausparkassen und Co. aber sind, trommeln sie dann für die Immobilie je nach politischer Großwetterlage als bessere Altersvorsorge oder derzeit als Kriseninvestment.

Womöglich sinkt der Wert der eigenen vier Wände weiter

Vor zehn Jahren galt noch eine Rendite von zwei Prozent per anno als selbstverständlich für eine gut erhaltene Immobilie, vor die nicht gerade ein Autobahn-Zubringer gebaut wurde. Doch selbst dieser Gewinn bewegt sich auf Sparbuch-Niveau – macht aber erheblich mehr Arbeit.

Jetzt sitzen von Emden bis Inzell verkaufswillige Hauseigentümer in und auf ihren liebevoll gepflegten Objekten und werden sie zum Wunschpreis nicht mehr los. Es sei denn, sie akzeptieren Abschläge. Die Klügeren oder Eiligeren geben nach, die Dickschädeligeren sind überzeugt, aussitzen sei das Gebot der Stunde.

Aber worauf warten sie?

Weil in der Finanzkrise viele andere Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Zertifikate, Rohstoffe oder Immobilienfonds abgeschmiert sind, sollen Häuser plötzlich mehr wert sein? 

Falsch, sie bieten dem Investor einzig mehr emotionale Sicherheit, weil sich Häuser nicht wie Aktien in Luft auflösen können. Aber gerade durch die Wirtschaftskrise, die erst beginnt, dürfte das Geld schwerlich lockerer als bisher sitzen, um sich über 15, 20 oder 25 Jahre lang zu verschulden.

Für Immobilienbesitzer heißt das: Womöglich sinkt die Nachfrage weiter – und damit der Wert ihrer vier Wände.

Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall: Noch mal zehn, fünfzehn Prozent runter - dann werden viele Immobilienkäufe unter Renditegesichtspunkten wieder interessant. Zumal die Hypothekenzinsen in den nächsten Monaten konstant günstig unter fünf Prozent  bleiben dürften.

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