Steuern Palmen und mehr

Welche Länder in der Karibik Investoren, Manager und Aussteiger locken.

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Die Großmacht USA hat fernab der Achse der Bösen eine neue feindliche Bastion ausgemacht: „Ugland House“, ein weißes, palmengesäumtes Bürogebäude in Georgetown auf den Cayman-Inseln. Dort fänden höchstwahrscheinlich „dubiose Steuertransaktionen“ statt, meint Senator Max Baucus, Vorsitzender des Finanzkomitees. Der Grund für den Argwohn des Politikers: In dem fünfstöckigen Gebäude seien mehr als 10.000 Firmen gemeldet, darunter zahlreiche Ableger von US-Gesellschaften. Die Behörden müssten endlich herausfinden, was im Bürohaus der internationalen Anwaltskanzlei Maples & Calder vor sich gehe, fordert Baucus.

Bei den Verantwortlichen auf den Caymans beißt er jedoch auf Granit. US-Beamte könnten nicht „einfach runterfliegen und machen, was sie wollen“, mahnt Cayman-Regierungschef Kurt Tibbetts. Sie müssten sich schon an das offizielle Procedere halten und Anhaltspunkte für die „unbegründeten Vorwürfe“ liefern. Die Caymans hätten seit Langem effektive Vorschriften gegen Steuerhinterzieher.

Der Streitfall zeigt: Die USA setzen Steuerparadiese vor ihrer Haustür massiv unter Druck; genau wie es die Europäische Union in ihrem Beritt praktiziert. Doch die meisten karibischen Länder wehren sich gegen die Einflussnahme des großen Nachbarn – und locken ausländische Investoren, gut verdienende Manager und Aussteiger weiter mit äußerst attraktiven Steuersystemen. So gibt es auf den Bahamas, den Cayman-Inseln und den Britischen Jungferninseln noch immer keine Einkommensteuer.

Der Haken: Dafür sind die Inseln bei Zuwanderern höchst wählerisch. Wer an die Tür klopft, muss schon ein paar Hunderttausend Euro investieren oder wenigstens einen der begehrten Jobs in den Banken, Unternehmensberatungen oder Anwaltskanzleien vor Ort ergattern. Es geht aber auch anders: Gut bezahlte Manager und wohlhabende Privatiers können sich den schönsten Vorteil der Steueroasen auch von Europa aus zunutze machen. „Einige Länder Europas bieten Zuwanderern die Chance, von der Steuerfreiheit in Karibikstaaten zu profitieren, ohne gleich in die Karibik ziehen zu müssen“, sagt Thomas Elser, Steuerberater in der Kanzlei Linklaters in München.

Zum Beispiel über London: So ziehen gerade deutsche Banker häufig an die Themse und genießen dort in den ersten Jahren den „non-domiciled“-Status. Der britische Staat gewährt ihnen dann das Privileg, nur Einnahmen versteuern zu müssen, die in die neue Heimat überwiesen werden. Schickt der Chef einen Teil des Gehalts in ein Steuerparadies wie die Cayman-Inseln, gelten dafür die dortigen Steuerregeln – ganz legal. Denn die britischen Gastgeber interessieren sich nicht für das Geld, und die Beamten in der deutschen Heimat haben wegen des Wegzugs nach London sowieso keinen Zugriff mehr.

Dieses Prinzip funktioniert auch bei Deutschen, die in die Schweiz ziehen und dort in den Genuss des „Pauschalistenstatus“ kommen. Elser: „Das eidgenössische Finanzamt gibt sich in solchen Fällen mit der pauschalen Abgabe zufrieden.“ Was in anderen Ländern passiert, ist ihm egal. Besonders attraktiv für die internationalen Steuersparstrategien britischer „Nondoms“ und Schweizer Pauschalisten, aber auch als Domizile für mobile Aussteiger und Unternehmer, sind folgende Länder:

Bahamas. Die Inselgruppe zwischen Florida und Haiti ist ein klassisches Steuerparadies und wird es auch bleiben. Premierminister Hubert Ingraham versicherte im Sommer, dass „keine neuen Steuern“ eingeführt würden. Angesichts hoher Budgetdefizite waren Spekulationen laut geworden, auch auf den Bahamas würde zum Notgroschen Einkommensteuer gegriffen. Für Hinterzieher wird das Klima trotzdem rauer: Ingraham hat angekündigt, bestehende Abgaben wie die Grunderwerbsteuer künftig entschlossener einzutreiben und „Schlupflöcher zu schließen“. Nichts Neues für deutsche Ohren.

Finanzminister Zhivargo Lang stellte im November gar eine PR-Kampagne für „fiskalisches Verantwortungsbewusstsein“ vor. Bürger der Bahamas wüssten zu wenig über ihre steuerlichen Verpflichtungen, monierte Lang. Ungewohnte Töne aus der Karibik.

Cayman Inseln. Das aus drei Inseln bestehende britische Überseeterritorium bietet » wie die Bahamas Steuerfreiheit und darüber hinaus Sonnenschein für Investmentgesellschaften. Von der Hauptstadt Georgetown aus operieren zahlreiche Finanzinvestoren und Hedgefonds. Im Wettbewerb mit anderen Steuerparadiesen wie der Kanalinsel Jersey will die Regierung von Premier Kurt Tibbetts die Vorschriften für solche Investoren weiter lockern. Zusätzlich zu den Grund- und Grunderwerbsteuern neue Abgaben einzuführen ist deshalb derzeit keine Option.

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