Schwarzgeldfallen Betrüger prellen Steuerhinterzieher in der Schweiz

Betrüger verdienen prächtig an Ausländern, die in der Schweiz Schwarzgeld gebunkert haben. Die geprellten Steuerhinterzieher trauen sich nicht vor Gericht.

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Goldbarren im Tresor: Quelle: AP

Sorgfältig ausgewählt sollte jedes Investment sein, versprach die Zürcher Vermögensverwaltung GM Capital Partners ihren Kunden. Zumindest dieses Versprechen hielten die Mitarbeiter von GM Capital tatsächlich. Sie haben Kunden „jahrelang bewusst wertlose US-Aktien verkauft und deren Kurse manipuliert“, sagt Argang Schariat-Rasawy, Miteigentümer der Schweizer Vermögensverwaltung Encore, die eng mit der Großbank UBS zusammenarbeitet. Mit ins Boot geholt worden seien von GM Capital andere Vermögensverwalter, die ihren Kunden gegen eine hohe Erfolgsbeteiligung die Aktien andrehten.

Etwa 200 ausländische Anleger sollen der Masche zum Opfer gefallen sein, darunter auch viele Deutsche. „Die meisten davon haben Schwarzgeld angelegt“, sagt Finanzberater Schariat-Rasawy, der früher für Merrill Lynch arbeitete. Sie hätten geschätzt bis zu 100 Millionen Euro verloren. Die Verantwortlichen von GM Capital waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Auch Schariat-Rasawy verlor Geld. Heute, da er die Masche seiner ehemaligen Geschäftspartner durchschaut hat, will er die GM-Capital-Manager vor Gericht bringen. Doch Zeugen zur Aussage zu bewegen, ist nahezu unmöglich. „Die Geprellten fürchten, dass ihr Steuerbetrug auffliegt und klammern sich lieber an den Funken Hoffnung, dass vielleicht doch noch alles gut endet“, sagt Schariat-Rasawy. „Viele Betrugsfälle werden nicht angezeigt, weil Schwarzgeld im Spiel ist.“

An potenziellen Opfern mangelt es nicht. Allein deutsche Anleger haben nach einer Schätzung der Neusser Unternehmensberatung BBW 175 Milliarden Euro Schwarzgeld in der Schweiz gebunkert.

Angst der Steuersünder ist oft unbegründet

Fast die Hälfte der Kunden, die sich bei Hanspeter Häni, dem Ombudsmann der Schweizer Banken, über falsche Beratung, Vermögensverluste, Bankenfehler und Betrug beschweren, sind Ausländer. Gerade bei Deutschen spüre er keine Bereitschaft, etwas gegen Betrüger zu unternehmen. „Sie scheuen den Gang vor Gericht, weil sie nicht deklariertes Geld angelegt haben“, sagt auch Häni.

Dabei seien die Ängste der gebeutelten Steuersünder oft unbegründet. „Bei einer Klage muss die Herkunft des Geldes nicht publik werden“, versucht der Ombudsmann zu beruhigen. Bei ihm jedenfalls laufe alles vertraulich. Dass Beschuldigte, die angezeigt wurden, sich rächen wollen und ihre Opfer deshalb bei deren Heimat-Finanzämtern anzeigen, kann allerdings auch der Ombudsmann nicht verhindern.

Ihr Geld zurück und sogar noch Schadensersatz bekamen die Opfer von Ernst Imfeld – mit freundlicher Unterstützung der Schweizer Justiz. Der Ex-Direktor der Schweizer Niederlassung der israelischen Bank Leumi hatte bis 2001 mehr als 150 Millionen Franken Kundengelder verzockt. Auch unter seinen Kunden waren viele Schwarzgeld-Anleger.

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