Jagdfeld gegen Signal Iduna Im Adlon-Prozess spricht jetzt die Führungsriege

Am dritten Tag der Beweisaufnahme im Fall Jagdfeld gegen Signal Iduna vernimmt das Gericht drei weitere Zeugen. Darunter auch ein früheres Vorstandsmitglied.

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Die Signal Iduna hatte sich an dem Jagdfeld-Fonds beteiligt, der Bau und Betrieb des Adlon finanzieren sollte. Quelle: Reuters

Dortmund „Ich war immer stolz, in einem Vorstand mit ehrbaren Kaufleuten zu sein“, sagt Klaus Sticker. Der 67-Jährige ist ehemaliges Vorstandsmitglied der Signal Iduna. Er sitzt ruhig in Saal 101 des Dortmunder Landgerichts und wird als erster Zeuge aus der früheren Führungsriege der Versicherung vernommen. Dass sein Ex-Arbeitgeber eine Rufmordkampagne gegen einen Unternehmer gesteuert habe, hält Sticker für „undenkbar“.

Es ist der dritte Tag der Beweisaufnahme im Fall Anno August Jagdfeld gegen die Signal Iduna. Der Immobilienunternehmer ist anderer Meinung als Sticker. Er behauptet, dass der Vorstand der Signal Iduna zwischen 2009 und 2010 ein Komplott mit dem Berliner Rechtsanwalt Thomas Fritsch geschlossen hat, um ihn privat und beruflich zu ruinieren. Jagdfeld fordert nun rund eine Milliarde Euro Schadenersatz von der Versicherung.

Die Vorwürfe in dem Streit, der seit mehr als drei Jahren ausgefochten wird, wiegen schwer. So soll die Iduna im Jahr 2011 unter anderem eine ungerechtfertigte Strafanzeige wegen Untreue gegen Jagdfeld gestellt haben, um diese in der Öffentlichkeit auszuschlachten.

Bei der Anzeige ging es um einen Mietverzicht, den Jagdfeld als Geschäftsführer des Fundus Fonds 31, dem sogenannten Adlon-Fonds, mit seinem Sohn geschlossen haben soll. Jagdfeld ließ das legendäre Berliner Hotel 1996 mit Anlegergeldern aufbauen. Eine Anlegerin war die Signal Iduna, die sich auch an einer Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger beteiligt hat. Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft war Fritsch, der inzwischen verstorben ist.

Im Streit um den Pachtverzicht attackierte Fritsch den Fonds-Unternehmer Jagdfeld damals heftig. Zu heftig, fanden manche Gerichte und zwangen Fritsch, einige seiner drastischen Aussagen wieder zurückzunehmen. Beispielsweise behauptete Fritsch: „Der Mann begeht Untreue vor laufender Kamera“. Obwohl ein Gericht festgestellt hatte, dass der Vorwurf nicht zutreffend ist.

Nicht alle Details sind dem Zeugen Sticker präsent

In dem heutigen Verfahren, das Jagdfeld gegen die Signal Iduna führt, geht es um Ereignisse, die teilweise mehr als zehn Jahre zurückliegen. Richter Willi Pawel fragt Klaus Sticker, wann der Vorstand beschlossen habe, Fritsch mit einer Strafanzeige gegen Jagdfeld zu beauftragen. „Von Fritsch habe ich erst aus der Presse erfahren.“ Er könne aber nicht ausschließen, den Namen schon vorher gehört zu haben. „Der Name ist mir aber nicht geläufig“.

Sticker bemüht sich sichtlich, sich an Details, die der Richter und die Anwälte abfragen, zu erinnern. An viel erinnert er sich nicht. Zumindest nicht, wenn es darum geht, wann, wo und was der damalige Vorstand der Iduna zu Fritsch und der Strafanzeige besprochen und beschlossen hat.

Der Pressesprecher der Iduna, Edzard Bennmann, der auch als Zeuge geladen war, räumte nach der Verhandlung gegenüber dem Handelsblatt ein: Dass der Vorstand sich nicht im Einzelnen mit den Geschehnissen um die Adlon-Beteiligung befasst habe, sei der geringen Höhe der Beteiligung geschuldet. „Fünf Millionen Euro sind bei einem Gesamtportfolio von 2,7 Milliarden Euro nicht viel.“

Dass es zu einer Klage durch Jagdfeld kommen könnte, damit habe „niemand gerechnet.“ Als Zeuge sagte er aus: „das kam aus heiterem Himmel“.

Klaus Müller, der bis 2017 in der Rechtsabteilung der Signal Iduna gearbeitet hat, bestätigt, dass es keine Besprechungen oder Abstimmungen im Vorstand der Iduna, zu einer Beauftragung Fritschs oder der Strafanzeige gegeben habe. In den Vorgang sei er nicht involviert gewesen. „Ich wusste nicht einmal etwas von so einem Auftrag“. Eine Strafanzeige wie die gegen Jagdfeld sei allerdings eine absolute Ausnahme gewesen. Keiner der Zeugen kann sich daran erinnern, dass es so einen Fall in ihrer aktiven Zeit jemals gegeben habe.

Eine maßgebliche Rolle bei der Anzeige, so schildern es die ehemaligen Iduna-Mitarbeiter, haben der damalige Vorstand für Beteiligungen, Ulrich Leitermann, und sein Mitarbeiter Klaus-Dietrich Schrepp gespielt. Schrepp war bei der Signal Iduna für die Adlon-Beteiligung verantwortlich und stand in regelmäßigem Kontakt mit Rechtsanwalt Fritsch. Er wurde am Dienstag vernommen, muss aber am Mittwoch erneut in den Zeugenstand.

Leitermann ist heute Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna und soll am Dienstag aussagen. Richter Willi Pawel hat eine umfangreiche Befragung angekündigt. „Drei Stunden können knapp werden“, so Pawel. Schon die Befragung des Zeugen Schrepp dauerte mehr als sechs Stunden.

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