Kontra Frauenquote „Jetzt brauchen wir den Männerbeauftragten“

Die Frauenquote hilft keinem. Denn nun heißt es „Quote statt Qualität“ und männliche Führungskräfte dürfen bluten. Dabei würde Frauen ein anderes Gesetz eher etwas bringen. Die Meinung eines führenden Arbeitsrechtlers.

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Bei Männern geht die Angst um, die Angst wegen der Frauenquote zu kurz zu kommen. Quelle: dpa

Nun hat der Hickhack also ein Ende – die Frauenquote kommt. Eine herbe Enttäuschung für alle, die bis zuletzt darauf gehofft haben, die Politik komme noch einmal zur Besinnung. Zugegeben: Nicht alles ist in Sachen Personalentwicklung in den vergangenen Jahren in Deutschland optimal verlaufen. Aber so schlecht sind wir nun auch nicht gefahren: unsere Wirtschaft brummt, der Export funktioniert und die Arbeitslosenzahlen lassen sich sehen – die Entscheidungen von Unternehmensführern können so falsch also nicht gewesen sein.

Wozu da die Kräfte des freien Marktes beschränken? Künftig werden Unternehmen im Extremfall dazu gezwungen, eine Frau in den Aufsichtsrat zu befördern, obwohl ein konkurrierender Mann qualitativ höherwertige Arbeit verrichtet. Und dies wird weitreichende Folgen haben: Denn was einmal im obersten Kontrollgremium angestoßen ist, trifft auch bald die darunter liegenden Führungsebenen. Schon jetzt sind vermehrt Stimmen von Männern zu hören, die sich von Frauen diskriminiert fühlen. Nur: Dies auszusprechen, traut sich kaum einer. Man könnte meinen, dass langsam der Zeitpunkt für Männerbeauftragte in Unternehmen gekommen ist. Im Klartext: Ältere männliche Führungskräfte werden allzu oft „entsorgt“ und durch weibliche, gehaltstechnisch günstige Führungskräfte ersetzt.

„Wir sind die gebrannte Generation“ ist heutzutage verstärkt von männlichen Führungskräften zwischen Mitte dreißig und Ende vierzig zu hören. Die Crux an der ganzen Debatte: Während viele männliche Führungskräfte ab sofort in den sauren Apfel des Karriereknicks beißen müssen, profitieren ihre Arbeitgeber auch noch indirekt davon. Denn nach außen können sie bei der Beförderung einer Frau vertreten, dass man ganz modern etwas für die Gleichstellung getan habe.

Und nach innen lässt man sich feiern, eine ganze Menge Geld gespart zu haben. Der Grund: Noch immer verdienen Frauen um Längen weniger als vergleichbar qualifizierte Männer. Hier steckt der eigentliche Skandal. Was wir in Deutschland daher wirklich bräuchten, wäre eine Gleichbezahlung von weiblichen und männlichen Führungskräften. Dafür sollte die Politik einmal die entsprechenden Voraussetzungen schaffen.

Christoph Abeln ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und Autor des Handbuches für Führungskräfte. Seit über zwanzig Jahren vertritt er Führungskräfte – Frauen und Männer gleichermaßen gern.

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