TCI und Atticus Hedgefonds lassen Deutsche Börse in Ruhe

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Wert des Eigenkapitals der fünf größten Börsenbetreiber (in Milliarden Euro)

Rivale Turquoise kennt das Problem: Ende der vergangenen Woche lief die freiwillige Verpflichtung der neun an dem Projekt beteiligten Investmentbanken aus, die für den Handel nötige Liquidität zu garantieren. Duncan Higgins, Leiter der Abteilung Kundenbeziehungen bei Turquoise, gibt sich dennoch zuversichtlich: „Ja, diese Zusage hat uns geholfen, aber dass sie nun ausgelaufen ist, dürfte nur begrenzte Auswirkung haben.“ Der Realitätstest für diese Aussage läuft von diesem Montag an.

Auf ein Übernahmeangebot aus Frankfurt brauchen die Alternativ-Börsen nicht zu warten: Er werde keinen Verlustbringer kaufen, sagt Francioni.

Die Fusion mit einer US-Terminbörse bezeichnet der Deutsche-Börse-Chef als „relevante Option“. Das ist ganz nach Wunsch der Investoren: „Das große Wachstum findet bei den Terminmärkten und den außerbörslichen Derivaten im Interbankenhandel statt“, sagt ein Fondsmanager. Wachsen könne die Börse daher dann, wenn sie sich mit der US-Terminbörse Intercontinental Exchange (ICE) aus Atlanta zusammenschließe und bei Derivaten expandiere.

Offen für Akquisitionen

ICE ist nur halb so groß wie die Deutsche Börse, sodass Frankfurt der dominante Partner wäre, auch mit Blick auf einen künftigen Firmensitz. Die Produktpalette würde sich gut ergänzen – die ICE ist zum Beispiel stark bei Energiederivaten, die der Deutschen Börse fehlen, und bietet ferner eine wachsende Plattform in den USA an. Dem Vernehmen nach sprechen sich hochrangige Manager der Deutschen Börse für eine solche Lösung aus. „Für die Eurex wäre dies eine Traumhochzeit“, sagt ein Kenner der internationalen Börsenlandschaft.

An Francioni würde eine solche Großfusion am Ende nicht scheitern, verlautet aus Aufsichtsratskreisen. „Der Vorstand war schon in der Vergangenheit offen für Akquisitionen“, heißt es dort. Allerdings gilt eine Großfusion im laufenden Jahr wegen der Finanzkrise als unwahrscheinlich.

Derivatebörse Eurex ist der Gewinnbringer

„Für die Deutsche Börse ist es erfolgversprechend, ihre starke Position im strukturell schneller wachsenden Derivatemarkt auszubauen“, sagt Fondsmanager Brugger: Die Derivatebörse Eurex machte 2008 fast dreimal so viel Gewinn wie der Aktienhandel. Zwar stellen Banken den riskanten Eigenhandel ein, bei Hedgefonds herrscht Massensterben. Doch gibt es bei Derivaten auch positive Trends: Trotz Krise nutzen Großinvestoren immer häufiger Derivate, wenn sie auf die Entwicklung des Aktienmarkts setzen wollen. Und sie sichern sich an der Eurex ab. Zusätzlich hofft die Eurex, einen Teil des Derivatehandels zwischen Banken zu gewinnen. Dieses Geschäft ging bisher an den Börsen vorbei. Die Politik will das ändern: Erst am vergangenen Montag beschloss der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments, die Börsen-Abwicklung von Kreditderivate-Geschäften zu fördern.

Zu gewinnen gibt es Kreditderivate-Umsatzeinnahmen von mehreren Hundert Millionen Euro pro Jahr. Welche Börse in Europa das Rennen macht, ist offen. Dafür gilt es in der Branche als sicher, dass Washington einem US-Unternehmen das Mandat für die Vereinigten Staaten geben wird, auch wenn Francionis Mannen ihr System in Washington gerade noch präsentieren durften. „Buy American“ gilt auch unter Barack Obama – gerade in der Krise.

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