Studie Deutsche versagen im Versicherungs-Test

Obwohl sie mehrere Millionen Policen besitzen, haben die Deutschen keine Ahnung von Versicherungen. Eine Studie zeigt, wo Wissenslücken, Halbwissen und Missverständnisse bestehen. Was Versicherte alles nicht wissen.

WissenslückenWas verstehen die Deutschen von Versicherungen? Wenig. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Demnach kann nur jeder zweite Befragte rudimentäres Grundlagenwissen zu aktuellen Versicherungsthemen vorweisen. Die Ergebnisse sind differenziert. Gutverdiener wissen mehr als Geringverdiener. Der Nachwuchs hat keine Ahnung, Rentner kennen sich besser aus. Arbeitslosen und Hauptschüler fallen im Test überdurchschnittlich häufig durch.Mehr als 1.000 Teilnehmer wurden über ihr Versicherungswissen befragt. Die Teilnehmer waren zwischen 18 und 60 Jahren alt. Die Studie erfolgte durch das IMWF (Institut für Management- und Wirtschaftsforschung) im Auftrag der Hannoverschen Leben. Quelle: dpa
Nicht mal befriedigendWürde man den Deutschen eine Schulnote für ihr Versicherungswissen geben, so hätten sie auf der Skala zwischen 1 und 6 nur eine 3,5 im Durchschnitt erhalten - also eine Note zwischen befriedigend und ausreichend. Quelle: dapd
LänderrankingUnter den Bundesländern schneidet Bremen mit der Note 3,68 am schlechtesten ab, dicht gefolgt von Baden Württemberg (3,62). Nicht einmal die Hälfte der Fragen konnten die Bürger in diesen Ländern beantworten. Am meisten Ahnung von Versicherungsthemen hatten in der Umfrage die Bewohner des Saarlands (Note: 3,14). Bayern (3,40) schaffte es auf Platz fünf, direkt vor Nordrhein Westfalen (3,41). Quelle: dpa
Mehr Geld, mehr AhnungWer ein höheres Netto-Einkommen hat, versteht von Versicherungsthemen. Je höher das Gehalt, desto besser das Wissen. Die beste Note erhielten im Durchschnitt diejenigen, die mehr als 5.000 Euro Netto verdienen, nämlich eine 2,8. Wer weniger als 500 Euro verdient konnte hingegen nicht einmal die Hälfte der Fragen richtig beantworten und kassierte deshalb im Durchschnitt eine 4. Quelle: dpa
Risikolebensversicherung44 Prozent der Befragten wussten nicht, was eine Risikolebensversicherung ist. 24 Prozent gaben unzutreffend an, dass diese ausgezahlt wird, wenn der Versicherte die Laufzeit überlebt. Insbesondere die Teilnehmer zwischen 50 und 60 Jahren antworteten mit 67 Prozent richtig. Bei den 18 bis 29-Jährigen wusste nicht einmal jeder zweite die richtige Antwort (47 Prozent). Quelle: dpa/dpaweb
Mit dem Alter kommt das WissenBei der Umfrage schnitt die ältere Bevölkerung deutlich besser ab, als die Jüngere. Der Notendurchschnitt der 50 bis 60-Jährigen lag bei 3,2. Die Teilnehmer zwischen 18 und 29 Jahren kamen gerade mal auf eine 3,8. Quelle: dpa
Minenfeld Riester RenteDie größten Wissenslücken weisen die Deutschen beim Thema Riester Rente auf. Fast ein Drittel der Befragten dachte, dass man die staatliche Förderung jedes Jahr neu beantragen muss. Dies ist allerdings nur der Fall, wenn sich die Lebenssituation wesentlich ändert oder bei Vertragsschluss. 28 Prozent hatten gar keine Ahnung und antworteten mit „keine Angabe“. Interessant ist, dass bei dieser Frage die Jüngeren ausnahmsweise besser abschnitten als die Senioren. Dass jeder Vierte die Riester-Rente falsch beantragt und dadurch insgesamt auf rund 850 Millionen Euro verzichtet wird, wussten 38 Prozent der Befragten. Der Großteil, 40 Prozent, hatte gar keine Meinung dazu. Quelle: dpa
Akademiker wissen besser bescheidDen einen oder anderen wird dies wenig überraschen: Je höher der Bildungsabschluss war, desto genauer wussten die Teilnehmer der Umfrage über Versicherungsthemen bescheid. Die Teilnehmer mit einem abgeschlossenen Studium schafften im Durchschnitt eine Note von 3,1. Wer hingegen lediglich die Haupt- oder Volksschule hinter sich hat, kam auf eine Durchschnittsnote von 3,87. Quelle: AP
Wer arbeitet, sorgt sich mehr um VersicherungBei der Umfrage schnitten Schüler und Studenten am schlechtesten ab (mit der Note 3,87). Rente, Versicherung und Vorsorge sind für sie Zukunftsmusik, um die sie sich wenig kümmern. Je stärker man im Arbeitsmarkt eingebunden ist, desto mehr weiß man auch über Versicherungsthemen bescheid, so das Ergebnis der Umfrage. Vollzeitbeschäftigte schlossen nämlich mit der Note 3,3 deutlich besser ab, als Arbeitslose (3,8). Quelle: dpa
Deutsche erwarten zu vielGut zwei Drittel der Befragten glaubten, dass man als Berufseinsteiger automatisch Geld erhält, wenn man erwerbsunfähig wird. Dass dem nicht so ist, wusste nur ein Drittel. Interessant ist, dass die Senioren besser über die Versicherung für Berufseinsteiger bescheid wussten als die 18-29-Jährigen. Außerdem unterlagen 40 Prozent der Deutschen dem Irrglauben, dass die Höhe einer Erwerbsminderungsrente 60 Prozent des letzten Nettoeinkommens ausmacht. Dabei beträgt diese lediglich 695 Euro, was nur 14 Prozent wussten. 37 Prozent antworteten mit „weiß ich nicht“. Quelle: obs
KaufkraftWie eine Kaufkraft von 1.500 Euro in 30 Jahren bei einer Inflation von zwei Prozent aussehen wird, konnte nur jeder zweite richtig einschätzen. Das offenbart allerdings nicht nur mangelndes Versicherungswissen, sondern auch schlicht schlechtes Prozentrechnen. Fast 20 Prozent machten sich gar nicht erst die Mühe und antworteten mit „keine Angabe.“ Am häufigsten hatten Männer und Über-50-Jährige recht. Ebenso schätzten diejenigen mit einem größeren Einkommen besser als die mit einem geringeren Einkommen. Quelle: dpa
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