Vorsorgeprodukt „Pepp“ EU-Kommission will private Altersvorsorge fördern

Die EU-Kommission hat eine europaweite private Altersvorsorge vorgeschlagen – dem Sparer soll mehr Auswahl geboten werden. Mit dem europäischen Vorsorgeprodukt „Pepp“ verfolgt die Kommission zwei Ziele.

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Der Kommissions-Vizepräsident will die europaweite private Altersvorsorge vorantreiben. Quelle: Reuters

Brüssel Die EU-Kommission hat eine europaweite private Altersvorsorge vorgeschlagen. „Es wird den Wettbewerb beleben, da mehr Anbieter es auch außerhalb ihres Heimatmarkts vertreiben können“, sagte Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis am Donnerstag in Brüssel. Das europäische Vorsorgeprodukt „Pepp“ (Pan European Pension Product), ein EU-Rechtsrahmen für Sparpläne, werde bestehende gesetzliche, betriebliche und nationale private Produkte ergänzen, aber nicht ersetzen.

Die Kommission verfolgt mit Pepp zwei Ziele. Zum einen will sie den unterentwickelten europäischen Kapitalmarkt ankurbeln, zum anderen die private Altersvorsorge attraktiver machen. Die gesetzliche Rente reiche wegen der ungünstigen demografischen Entwicklung immer weniger aus, hieß es in Brüssel. Die immer größere gesetzliche Rentenlücke müsse daher mehr als bisher mit privater Altersvorsorge gefüllt werden – und dabei brauche der Sparer mehr Auswahl.

Als eine Alternative sollen Versicherer anbieten. Voraussetzung für die Zulassung des Produkts, die von der Versicherungsaufsicht Eiopa erteilt wird, sind demnach unter anderem ein kostenloser Wechsel der Anlageklasse und des Anbieters für eine begrenzte Gebühr alle fünf Jahre. Sparern würde auch zumindest das investierte Kapital garantiert. Gleichzeitig würde ihnen erlaubt, ihren Vertrag bei einem Umzug in ein anderes EU-Land zu behalten. Die EU-Staaten und das Europäische Parlament müssen dem Vorschlag noch zustimmen.

Für Verbraucher sei Pepp attraktiv, weil solche Produkte vergleichsweise einfach seien: Man könne zwischen maximal fünf unterschiedlich riskanten Anlagestrategien entscheiden, eine davon mit „sehr geringem Risiko“, sagte Dombrovskis. Der entscheidende Vorteil sei aber, „dass diese Produkte EU-weit in andere Länder übertragbar sind“, sagte Dombrovskis.

Nach dem Verordnungsentwurf können Versicherungsunternehmen, Banken, betriebliche Rentenkassen, Wertpapierfirmen und Vermögensverwalter das neue Produkt anbieten. Die EU-Kommission empfiehlt den Mitgliedsländern außerdem, die europäische Versicherung steuerlich mit ähnlichen nationalen Produkten gleichzustellen.

Nach Angaben der Brüsseler Behörde haben bisher nur 27 Prozent der EU-Bürger zwischen 25 und 59 Jahren eine private Altersvorsorge. In Deutschland nutzen mittlerweile fast 40 Prozent der Erwerbstätigen die private Vorsorge in Form der Riester-Rente. Vor allem in Osteuropa sind die Werte aber deutlich niedriger.

Für die Versicherungsbranche sieht die EU-Kommission durch die Förderung erhebliche Wachstumschancen: So würden in der EU einer Studie zufolge aktuell Vorsorgeprodukte in Höhe von 700 Milliarden Euro verwaltet. Bis 2030 werde dieser Wert auf 1,4 Billion Euro steigen, mithilfe der PEPP und von den Mitgliedsländern gewährten Steuervorteilen sogar auf 2,1 Billion Euro. Mit dem Altersvorsorge-Produkt will die EU-Kommission auch die Entwicklung der Kapitalmarktunion voranbringen, welche Finanzierungsmöglichkeiten für Bürger und Firmen jenseits des klassischen Bankgeschäfts fördern soll.

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