Fluggesellschaften und Ölpreis Wenn Airlines gegen die Zukunft wetten – und verlieren

Mit Hedging-Geschäften wollen sich Fluggesellschaften vor steigenden Preisen beim Kerosin schützen. Doch der Ölpreis ist abgestürzt, das hat viel Geld gekostet. Immer mehr Airlines gehen nun ein größeres Risiko ein.

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US-Airlines machten mit Hedging-Geschäften millionenschwere Verluste. Quelle: AFP

Erst haben sie hunderte Millionen Dollar mit Absicherungsgeschäften gegen den steigenden Ölpreis verloren, jetzt schließen zwei der weltgrößten Fluggesellschaften Wetten gegen eine drohende Öl-Rally ab: United Continental und Delta Air Lines. Entsprechend haben sie ihre sogenannten Flugbenzin-Hedges gekappt. Und das in einer Zeit, in der der Ölpreis auf einem Sechs-Jahres-Tief dümpelt.

Die beiden Airlines nehmen sich daher ein Beispiel an ihrem Konkurrenten American Airlines. Die weltgrößte Fluggesellschaft hatte ihr letztes Absicherungsgeschäft schon 2014 beendet. „Der Ansatz von American war letztlich der klügere“, sagt Bob Mann, Präsident der Airline-Beratungsfirma R.W. Mann, „die Programme haben die Erwartungen nicht erfüllt. Die Kosten sind sehr hoch, die Ergebnisse unterdurchschnittlich.“

Diese Fehlentscheidung hat die Airlines viel Geld gekostet. Allein bei der drittgrößten Airline der Welt Delta summieren sich die Verluste der letzten drei Quartale aus den Hedging-Geschäften auf 1,95 Milliarden Dollar. Beim Branchenzweiten United liegen sie bei 650 Millionen Dollar, bei der Southwest Airline bei 326 Millionen Dollar.

Was den Fluggesellschaften zum Verhängnis geworden ist: Bevor der Ölpreis dramatisch einbrach, hatten die Airlines schon ihre Benzinkosten für die Zukunft festgeschrieben. Delta etwa hatte für das Jahr 2015 30 bis 40 Prozent seiner Kerosinkosten abgesichert. Für das kommende Jahr wurde das Hedging nun auf nur noch fünf Prozent heruntergefahren. Bei United sind derzeit 17 Prozent der Treibstoffkosten für 2016 abgesichert, teilt Finanzchef Gerald Laderman mit. Für das laufende Jahr lagen die Absicherungen dagegen noch bei 35 Prozent.

Obwohl sich Airlines mit solchen Hedging-Geschäften vor in der Zukunft gelegenen Preissteigerungen schützen können, kostet diese Absicherung einen hohen Preis. So zahlte Alaska Air nach eigenen Angaben im Schnitt drei Dollar je Barrel für Call-Optionen. Letztgenannte erlaubten den Airlines, im ersten Quartal Öl für 76 Dollar je Barrel zu kaufen. „Wenn man sich anschaut, wie viel unsere Wettbewerber in diesem Jahr mit sogenannten sicheren Versicherungs-Policen verloren haben, erkennt man, es gibt nichts umsonst“, sagt Scott Kirby von American Airlines. „Man kann nicht losziehen, sich gegen Verluste absichern und dabei so tun, als würde das nicht jede Menge Geld kosten.“

Die Preise für Flugbenzin sind im vergangenen Jahr um 43 Prozent gesunken – auf rund 1,40 Dollar je Gallone. Im selben Zeitraum ist der WTI-Rohöl-Preis der größten Warenterminbörse – der New York Mercantile Exchange (Nymex) – um 43 Prozent auf etwa 42 Dollar je Barrel gefallen. „Wir sehen unser Hedging-Programm als eine Art Katastrophen-Versicherung“, sagt Southwest-Sprecher Chris Mainz. „Wir werden unsere Hedging-Positionen weiterhin aktiv verwalten, um uns vor den Folgen steigender Treibstoffpreise zu schützen.“

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