Volkswagen-Studie XL1 VW-Prototyp unterbietet 1-Liter-Marke

Schon vor zwanzig Jahren hatte Ferdinand Piech die Vision vom 1-Liter Auto. Und im Lauf der Jahre gab es tatsächlich einige belächelte Studien, die der ehrgeizigen Idee kurios wirkende Formen verliehen. Nun stellen die Wolfsburger einen extrem sparsamen Diesel-Hybrid vor. Ausgerechnet im ölreichen Wüstenstaat Qatar, wo der Spritpreis keine Rolle spielt.

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Volkswagen hat am Vorabend der Qatar Motor Show, die vom 26. bis 29. Januar läuft, eine weitere Studie seines so genannten 1-Liter-Autos vorgestellt. Das als Plug-in-Hybrid ausgelegte Fahrzeug, das offiziell den Namen XL 1 trägt, soll einen Normverbrauch von 0,9 Litern auf 100 Kilometer haben und damit lediglich 24 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren.

Ausgerechnet im ölreichen Wüstenstaat Katar, wo der Spritpreis keine Rolle spielt, enthüllte Volkswagen das Forschungsfahrzeug. Das Ein-Liter-Auto sieht VW-Chef Winterkorn als einen großen Schritt in die Zukunft. "Es gibt nichts Vergleichbares in den 125 Jahren der Automobilhistorie", sagte er bei der Vorstellung, die acht Jahre nach Ferdinand Piëchs letzter Dienstfahrt als VW-Chef mit einem zigarrenförmigen Zweisitzer von Wolfsburg nach Hamburg stattfand. Damals wurde das enge zigarrenförmige Vehikel, das eher rollte als fuhr, noch belächelt.

Heute sind die Niedersachsen mit ihrer Weiterentwicklung ein großes Stück vorangekommen. Der Alltagsnutzen ist besser erkennbar, das ganze sieht mehr wie ein richtiges Auto aus, und auch der Verbrauch wurde nochmal deutlich reduziert.

Mit 3,88 Metern Länge ist der XL1 sehr kompakt, etwa wie der aktuelle Polo. Er steht recht kraftvoll auf den Rädern und ist mit 1,15 Metern Höhe genau so flach wie ein Lamborghini Gallardo Spyder. Als Antrieb dient, wie beim Vorgänger L1, ein Zweizylinder-TDI, der aber diesmal mit 48 PS bzw. 35 kW aus nur 0,8 Liter Hubraum schöpft, dazu kommt ein 20 kW (27 PS) starker Elektromotor. Der XL 1 erreicht so bis zu 140 Nm Drehmoment und beschleunigt in 11,9 Sekunden auf Tempo 100.

Geschaltet wird über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Das Cockpit wirkt im Vergleich zu Concept Cars anderer Hersteller erstaunlich konventionell, sprich nah der Serie. Zur Effizienz tragen auch der Leichtbau mit Teilen aus kohlefaserverstärktem Kunststoff und der cW-Wert von 0,186 bei, der durch eine besonders aerodynmische Formgebung erreicht wird. So sind beispielsweise die Hinterräder komplett abgedeckt. Die Lithium-Ionen-Batterie ermöglicht es, im emissionsfreien City-Betrieb 35 - 40 Kilometer weit rein elektrisch zu fahren, die Gesamtreichweite wird mit 540 Kilometern angegeben. Die Batterien laden sich beim Bremsen wieder auf (Rekuperation). Das Spitzentempo ist mit Rücksicht auf den Verbrauch auf 160 km/h begrenzt.

Während Fahrer und Beifahrer im 2002 vorgestellten 1-Liter-Auto und in dem 2009 präsentierten L1 zugunsten der Fahrzeug-Aerodynamik noch hintereinander saßen, können die zwei Passagiere im neuen XL1 nun, wie gewohnt, nebeneinander sitzen. Der Ein- und Ausstieg erfolgt durch Flügeltüren, die ziemlich spektakulär wirken und die Studie mit der straffen Abrisskante am Heck richtig futuristisch wirken lassen.

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Beim 2009 auf der 63. IAA vorgestellten L1 war zwar die Formgebung schon recht ähnlich zur 2011 in Katar gezeigten Studie, der konsequente Leichtbau war aber noch nicht so forgeschritten. Außerdem öffnete die Flügeltür, die gleichzeitig Fahrzeugkuppeldach war, quer zur Fahrtrichtung. Außerdem saßen Fahrer und Passagier noch hintereinander. Eine erste seriennahe Version unter dem Namen L1 war im September 2009 auf der IAA gezeigt worden. Zu dem Zeitpunkt war aber das Ziel des 1-Liter-Verbrauchs noch nicht erreicht worden. VW gab den Verbrauch damals mit 1,38 Liter Diesel auf 100 Kilometer an.

Ferdinand Piëch bezeichnete das silbergraue Hybrid-Coupe bei der Präsentation als "das Jahrhundertauto", das die Motorwelt verändern soll. Schon vor zwanzig Jahren hatte der heutige Aufsichtsratsvorsitzende, damals noch als VW-Vorstandschef, während der Konstruktion des Drei-Liter-Autos die Vision eines Ein-Liter-Autos. Was damals als unmöglich belächelt wurde, könnte aber schon bald Realität sein.

Vorerst bleibt aber auch der ganz neue XL1 ein Test- und Demonstrationsfahrzeug. Das liegt vor allem an dem enormen technischen Aufwand. So besteht gut ein Fünftel des Autos aus leichter Kohlefaser, einem sehr teuren Werkstoff, der erst langsam in den Autobau einzieht. VW investiert wie die deutschen Konkurrenten BMW und Daimler hohe Summen in neue Antriebe und Leichtbau.

Die Kombination aus Dieselhybrid und Kohlefaser scheint zurzeit besonders erfolgversprechend zu sein. BMW kündigte erst im November an, seine Sportwagenstudie "vision efficient dynamics" mit ähnlicher Technik ab 2013 in Serie bauen zu wollen.

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