Monheim Leasingverträge für zwei BMW 730d, einen Audi S6, einen Audi S8 und einen Opel schloss ein 39-jähriger Kaufmann ab. Und das, so lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, „im Wissen um seine Zahlungsunfähigkeit“. Später wurden einige der Fahrzeuge im europäischen Ausland aufgespürt. Der Fall wird beim Landgericht Koblenz verhandelt.
„Früher wurden Autos gestohlen, heute werden sie finanziert“, klagt Thomas Damm, Leiter der Betrugsprophylaxe der Volkswagen-Bank GmbH auf einer Veranstaltung des Bundesverbands Credit Management (BMC). Es müsse tendenziell von einer Zunahme der Betrugsfälle beim Leasing in den letzten Jahren ausgegangen werden, während die Zahl der Kfz-Diebstähle laut Lagebericht des Bundeskriminalamts seit Jahren kontinuierlich zurückgehe.
Zu den Delikten zählen vor allem Unterschlagung, unzulässige Veräußerung des Leasingobjektes, Identitätstäuschung, unzulässige Untervermietung, Verpfändung oder schlichtweg „Luftgeschäfte“. Nicht nur Fahrzeuge – alles, was sich bewegen lässt, kann beiseite geschafft oder beliehen werden, ohne überhaupt zu existieren.
Zahlen werden von den Leasinggebern nicht veröffentlicht; schließlich würde das ein schlechtes Licht auf die eigene Compliance werfen. Zudem ist die Dunkelziffer extrem hoch. Das gelte, so der Deutsche Leasingverband, auch für die Motivlage. Die Bandbreite reiche vom Handeln aus purer Not bis zur organisierten Bandenkriminalität.
Der Verband der Vereine Creditreform hat jüngst rund 800 Betrugsfälle untersucht. „Es galt, dadurch bereits in der Geschäftsanbahnungsphase von Finanzierungs- und Leasinggeschäften typische Warnindizien aufzuspüren“, so Silvia Rohe, Compliance-Expertin der Wirtschaftsauskunftei.
Rüstzeug zur Betrugsabwehr immer wieder aktualisieren
Auf dieser Basis wurde ein IT-Tool entwickelt, das die Unternehmensdaten von Antragstellern auf diese Merkmale hin scannt. „Natürlich ist nicht in jedem Fall eine Betrugsabsicht im Spiel“, so Rohe. „Allerdings hätten nach unserer Analyse zuvor rund 90 Prozent der Schadensfälle bereits im Antragsverfahren erkannt werden können.“ Nicht nur Leasingfirmen werden aus Schaden klüger.
Gewiefte Betrüger behalten die Abwehrmechanismen der Leasingfirmen im Auge und passen ihre Methoden an. Häufig dient ein erworbener GmbH-Mantel mit gutem Bonitätsausweis als Basis für unsaubere Geschäfte. Damit verbunden ist allerdings ein gleichzeitiger Wechsel der Organe, des Sitzes und des Geschäftszwecks, was inzwischen von vielen Auskunfteien als „Neugründung“ eingestuft wird. Folge: Der bisherige Bonitätsindex wird gelöscht. Ohne einen solchen ist es aber schwierig, an eine Finanzierung zu gelangen.
Deshalb erfolgen die Eintragungen im Handelsregister nur noch schrittweise. „Auch deshalb ist es wichtig, das Rüstzeug zur Betrugsabwehr immer wieder zu aktualisieren“, mahnt Experte Rohe.
Dazu gehören nicht nur technische Vorkehrungen, sondern auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter. Bei der Süd Leasing GmbH erfolgen regelmäßige Informationen und Schulungen anhand aktueller Fälle. Daneben hat das Unternehmen ein „Whistleblower“-System eingerichtet, bei dem verdächtige Vorgänge über das Intranet gemeldet werden können. „Auch Kunden, Lieferanten etc. haben die Möglichkeit, auf ungewöhnliche Sachverhalte und Gefahren via Internet unter dem Schutz der Anonymität über einen Ombudsmann hinzuweisen“, erläutert Klaus Kempf, Compliance-Beauftragter bei der Süd Leasing.
