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Zinsen weekly: FOMC-Minutes offenbaren die Sorgen der Fed

„Aufgrund der niedrigen Inflationsentwicklung zweifelt der Markt daran, dass die Fed ihren Zinsanhebungszyklus wie geplant weiter fortsetzt“, meint Sintje Boie, Analystin der HSH Nordbank.

Die Zuspitzung des Konfliktes mit Nordkorea hatte die Kurse der Staatsanleihen auf beiden Seiten des Atlantiks zum Ende vergangener Woche noch profitieren lassen. Die zuletzt zu hörende Mäßigung des Tonfalls der Streitparteien hatte die Anleger wieder etwas zuversichtlicher in Bezug auf eine diplomatische Lösung der Krise werden lassen, was zu einem leichten Anstieg der Renditen führte.

In den USA liegen sowohl die Gesamtrate als auch die Kernrate der Verbraucherpreise im Juli bei 1,7 %, ähnlich wie auch schon in den Vormonaten. Das ist niedriger als zum Jahresanfang als die im Vergleich zum Vorjahr höheren Ölpreise für einen Basiseffekt und damit höhere Inflationsraten gesorgt haben. Die PCE Kernrate – der für die Fed relevante Inflationsmaßstab, bei dem ein Zuwachs von 2 % angestrebt wird – befindet sich bei 1,5 % und damit deutlich unterhalb der Zielmarke. Aufgrund der wenig dynamischen Inflationsentwicklung zweifeln die Marktteilnehmer immer mehr daran, dass die Fed ihren Zinsanhebungszyklus wie geplant weiter fortsetzt. Die Minutes der letzten FOMC-Sitzung (25./26.7.) bestätigen, dass auch den Notenbankern die aktuellen Inflationsraten zu gering sind. In Bezug auf eine Fortsetzung der Leitzinserhöhungen wollen sie vorerst weitere Wirtschafts- und Inflationszahlen abwarten.

Die Konjunktur in der Eurozone läuft rund. Daran können auch die Zahlen für die Industrieproduktion im Juni, die einen Rückgang von 0,6 % gegenüber dem Vormonat auswiesen, nichts ändern. Per Saldo ist die Industrieproduktion im zweiten Quartal deutlich angestiegen. Das spiegelt sich auch in den guten Wachstumszahlen für April bis Juni wider. Einige Länder der Eurozone hatten ihre BIP-Daten schon veröffentlicht. Deutschland konnte nun mit einem BIP-Zuwachs von 0,6 % ebenfalls überzeugen. Treiber hinter dieser Entwicklung waren der private und staatliche Konsum sowie die Investitionen. Die Außenwirtschaft bremste dieses Mal, weil die Importe aufgrund der guten Binnennachfrage wesentlich stärker zunahmen als die Exporte. Die Zahlen der vergangenen Quartale wurden spürbar nach oben revidiert. Die italienische Wirtschaft expandierte mit 0,4 %, so dass das für die Eurozone veröffentlichte Wachstum von 0,6 % bestätigt wurde.

Das Bundesverfassungsgericht wendet sich zum zweiten Mal an den europäischen Gerichtshof, um diesen zu den Anleihekäufen (QE) der EZB zu befragen. Es wird angezweifelt, ob es sich dabei nicht doch um monetäre Staatsfinanzierung handelt und die Notenbank so ihr Mandat überschreitet. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte jedoch der Europäische Gerichtshof dem QE-Programm der EZB – wie beim OMT-Notprogramm – weiterhin grünes Licht geben. Allerdings könnte es Bedingungen geben, die eine Fortführung des Programms über 2017 hinaus für die Währungshüter schwieriger machen. Das Sitzungsprotokoll der EZB (17.8.) dürfte Hinweise auf die aktuelle Diskussion im Hinblick auf eine Fortführung des QE-Programms liefern, ebenso wie das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole (24./25.8.).


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