Vollzeit-MBA Gut gerüstet

Vor allem für Nicht-Ökonomen und Berufswechsler ist der Vollzeit-MBA eine wichtige Zusatzqualifikation. Mit dem Titel in der Tasche, zahlen sich Investitionen oft nach wenigen Jahren aus.

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Leif Cropp wollte kein typischer Jurist sein. Das wurde ihm während seines Referendariats schnell klar. Stattdessen strebte er ins Management, wollte in die Industrie. „Das Wissen aus dem Studium und diversen Praktika erschien mir dafür zu wenig“, sagt Cropp heute. Er wollte praxisnah BWL-Inhalte pauken. Noch vor dem zweiten Staatsexamen entschloss er sich für einen Vollzeit-MBA an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Das war vor vier Jahren. Der damals 27-Jährige wurde genommen und büffelte 15 Monate lang für den begehrten Abschluss Master of Business Administration (MBA): täglicher Unterricht, harte Klausuren, zermürbende Hausarbeiten. Obendrein war das Studium nicht billig, 18.000 Euro zahlte Cropp für das Programm. Für ihn hat sich die Investition dennoch gelohnt: Im Anschluss an den MBA bekam er einen Vertrag bei E.On Ruhrgas und schaffte einen nahtlosen Übergang. Heute verdient er rund 70.000 Euro jährlich. Ein Vollzeit-MBA zahlt sich schnell aus — vor allem für Nicht-Ökonomen wie Ingenieure, Juristen, Geistes- und Naturwissenschaftler, die nicht in ihrem ursprünglichen Fachbereich arbeiten wollen. Durch das Zweitstudium eignen sie sich kaufmännische Kenntnisse an, die ihre Karriere befeuern. Großer Vorteil: Mit ihrem Doppelabschluss sind sie besonders begehrt. Der Titel ist für sie deshalb interessanter als für Ökonomen. „Der MBA nützt Leuten, die Managementaufgaben übernehmen wollen, aber keinen entsprechenden Hintergrund haben“, sagt Nunzio Quacquarelli, Geschäftsführer des MBA-Informationsdienstleisters QS. Für Nicht-Ökonomen ist der MBA eine Art Pass, der beweist, dass die Absolventen auf Managementebene arbeiten können. Die meist ein- bis zweijährigen Programme vermitteln wichtiges Know-how in den Bereichen Marketing, Finanzen, Unternehmens- und Verhandlungsführung sowie Innovationsmanagement: Auch Themen wie Strategie, Statistik und Präsentationstechniken stehen auf dem Stundenplan. Bei den Personalchefs ist ein Titel von einer der führenden Kaderschmieden wie ein Empfehlungsschreiben. Cropp, der nach seinem Abschluss mit einem Jahresgehalt von 50.000 Euro bei seinem ersten Arbeitgeber einstieg, lag damit sogar noch weit unter dem Durchschnitt. Die Vergütung betrug beispielsweise bei HHL-Absolventen des vergangenen Jahrgangs im Schnitt 60.000 Euro. Die hohen Studiengebühren sind da schnell verschmerzt. In drei bis vier Jahren haben sich die Kosten oft amortisiert. Viele Absolventen spielen in Sachen Gehalt gleich nach dem MBA in einer anderen Liga. So lag das Durchschnittsgehalt der Absolventen von Gisma und der WHU im vergangenen Jahr bei 55.000 Euro. Finanziell noch erfolgreicher sind die Besitzer eines MBA-Titels der Mannheim Business School: Sie verdienen rund 65.000 Euro. Wer ins Ausland geht, zahlt zwar meist höhere Gebühren und Lebenshaltungskosten. Dafür ist im Schnitt beim Jahresgehalt mehr drin: Absolventen der Uni St. Gallen verdienten etwa 70.000 Euro, die der französischen Insead gar 81.000 Euro. Spitzenreiter ist die IMD Lausanne mit 87.000 Euro. So relativieren die Absolventengehälter die Höhe der Studiengebühren. Vereinzelt kosten Programme weit mehr als 40.000 Euro. Wer Geld sparen will, indem er sich für einen preisgünstigen MBA entscheidet, begeht mitunter einen Fehler. Die entscheidende Frage ist nicht, wie teuer der Titel ist, sondern ob er sich auszahlt. Oft ist der Gehaltssprung größer, wenn Absolventen an einer sehr renommierten Schule waren. Botschaften über hohe Gehälter kommen bei den Studenten gut an. Die Anzahl der Bewerber, die sich für einen MBA interessieren, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Die Gehaltsangaben der Schulen sind auch ein wichtiges Kriterium bei den renommierten Rankings. Je höher der Verdienst nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium, desto mehr Punkte vergeben unabhängige Experten für die Schule.

Vorsicht ist dennoch geboten. Die Zahlen werden von den Schulen selbst erhoben, um nach außen für sich zu werben. Auch spiegeln die Durchschnittsgehälter nicht immer die Situation eines ganzen Absolventenjahrgangs wieder, da nicht jeder an den Umfragen teilnimmt. Außerdem hätten viele Absolventen wohl auch ohne den MBA ein hohes Gehalt erzielt, da sie ehrgeizig und karriereorientiert sind. Andererseits: Überziehen die Schulen bei den Gehaltsangaben, würden diese von den Alumni selbst schnell entlarvt.

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