Dass Männer ja bekanntlich anders kommunizieren als Frauen, wissen wir spätestens seit sich Bücher wie „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus” oder „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ an die Spitzen diverser Charts auf der ganzen Welt katapultierten. Mittlerweile – wir befinden uns gerade im Jahr 2016 nach Christus – hat es sich herumgesprochen, dass es (mindestens) 1001 Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt.
Trotzdem wird häufig gerade in der Arbeitswelt noch unterschätzt, wie sehr sich diese Unterschiede auswirken können – und welche fatalen Folgen es haben kann, wenn sie nicht berücksichtigt werden. So ist es für den Freiburger Unternehmensberater und Bestseller-Autor Peter Modler („Das Arroganz-Prinzip“) kein Wunder, dass Frauen aller Quoten zum Trotz auf Führungsetagen häufig noch Exotinnen sind und sie sich in der betrieblichen Hierarchie zwischen narzisstischen Selbstdarstellern und Don Juans der Gegenwart verloren fühlen. Allein unter Männern: Soll diese Realität für Frauen in Zukunft attraktiver sein, dann muss sich daran etwas ändern.
Zehn Dinge, mit denen Frauen ihre Karriere riskieren
Fragt man eine Frau: Was ist Ihnen an ihrem Job wichtig? Lautet die Antwort nicht, mein Firmenwagen, das üppige Gehalt oder der leistungsabhängige Bonus. Nein! Frauen wollen hauptsächlich Spaß an der Arbeit. Während 49 Prozent der Frauen sich ein freundliches Arbeitsumfeld wünschen und 44 Prozent Wert auf vielfältige Arbeitsaufgaben legen, sind nur 16 Prozent auf Prestige und 9 Prozent auf eine rasche Beförderung aus.
Gerade in größeren Abteilungen müssen sich Mitarbeiter häufig gegen ihre Kollegen durchsetzen, um sich Gehör und Respekt beim Chef zu verschaffen. Doch gerade dieser interne Konkurrenzkampf gefällt vor allem Frauen nicht. Eine Umfrage von TNS Emnid und der Axa-Versicherung zeigt, dass über ein Drittel aller Frauen Angst vor dem Konkurrenzkampf mit Kollegen haben. Nur 15 Prozent ihrer männlichen Mitstreiter sorgen sich darum.
Teamfähigkeit gilt als einer der wichtigsten Soft-Skills und gerade Frauen bevorzugen diese Form des Arbeitens. Ein Experiment an der Universität Lyon hat gezeigt, dass Männer vor allem dann Teamarbeit nutzen, wenn sie in dem geprüften Bereich nicht so leistungsfähig sind. Frauen arbeiten generell lieber im Team, unabhängig davon wie stark sie selbst auf dem jeweiligen Gebiet sind. Eine durchaus positive Fähigkeit, solange die eigene Leistung nicht vom Können des Teams überschattet wird.
Die karriererelevanten Studienfächer sind nach wie vor Wirtschaftswissenschaften, Jura und Ingenieurswissenschaften. Während bei den Wirtschaftswissenschaften im Wintersemester 2010 immerhin 45 Prozent der deutschen Studierenden weiblich waren und bei Jura sogar über die Hälfte, sieht es im Bereich der Ingenieurswissenschaften weiterhin düster aus. Die Maschinenbaustudiengänge verzeichneten gerade einmal einen Frauenanteil von neun Prozent. Bei Elektrotechnik waren es sogar nur sechs Prozent.
Frauen verkaufen sich häufig unter Wert und trauen sich selbst viel zu wenig zu. Eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture zeigt, dass Frauen sich selbst beschuldigen, wenn es um die Gründe für ihre schlechten Aufstiegschancen geht. 28 Prozent der befragten Damen sagen, ihnen fehlten die nötigen Fertigkeiten für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter.
Nicht nur Männer wollen keine Frauen als Chef, sogar die weiblichen Arbeitnehmer sind von Frauen in Führungspositionen wenig überzeugt. Nur drei Prozent wollen eine Chefin. Neunmal so viele finden es besser einen Mann als Chef zu haben. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Meinungsforscher von Forsa.
Damit in Zusammenhang könnte das Phänomen der Stutenbissigkeit stehen. Eine Studie der Universität Amsterdam belegt, dass Frauen zwar gut kooperieren können, aber nur so lange sie mit männlichen Kollegen zu tun haben. Sobald sie mit Frauen zusammenarbeiten sollen, ist es um den Teamgeist schlechter bestellt. Ein internationales Forscher Team setzte kürzlich sogar noch einen obendrauf. Sie fanden heraus, dass die Damen besonders schlecht miteinander können, wenn die jeweils andere bei den männlichen Kollegen gut ankommt.
Selbst Frauen in Führungspositionen verdienen immer noch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung unter 12.000 Akademikern zeigt die Unterschiede. Ein männlicher Abteilungsleiter verdient etwa 5000 Euro monatlich, sein weibliches Pendant gerademal 3800 Euro. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Frauen bei Gehaltsverhandlungen mit weniger zufrieden sind und andere Faktoren wichtiger finden.
Zugegeben, es ist nicht einfach Familie und Karriere miteinander in Einklang zu bringen. 72 Prozent der Mütter von minderjährigen Kindern halten dieses Unterfangen für schwierig. Und die Mütter sind es letztendlich auch, die in Sachen Karriere den Kürzeren ziehen. Dafür verantwortlich sind die traditionellen Vorstellungen von Familie, die sowohl Männer als auch Frauen immer noch mit sich herumtragen. Während 2010 nur etwa 5 Prozent der Väter mit minderjährigen Kindern in Teilzeit arbeiteten, waren es über 68 Prozent der Mütter.
Zu all diesen Karrierehemmnissen kommt ein zentraler Punkt hinzu. Viele Frauen wollen überhaupt nicht aufsteigen. Das Beratungsunternehmen Accenture fand heraus, dass nur jede fünfte Frau ihre Karriere überhaupt vorantreiben will. Ganze 70 Prozent sind mit ihrer aktuellen Position im Unternehmen zufrieden.
Doch was bei der Entwicklung erheblich bremst, sind laut Modler, der selber auch langjährige Führungspraxis als Manager und Unternehmer hat, vor allem männliche Chefs, die naiv und ungeschickt kommunizieren. Den Schwerpunkt in seiner Beratung bildet eigentlich ein „Arroganz-Training für weibliche Führungskräfte“, mit dem er nun schon seit zehn Jahren im Markt ist. Seine Methode: Chefinnen können direkt an einem männlichen Sparringspartner wie im Flugsimulator ausprobieren, was in schwierigen Situationen am besten zu ihm durchdringt.
„Das sind aber leider oft nicht gute Argumente”“ erzählt Modler, der schon knapp 2.000 weibliche Führungskräfte trainiert hat. Eine der wesentlichen Erkenntnisse aus Modlers Arbeit mit Führungskräften ist etwa, wie unterschiedlich Tempo wahrgenommen wird. „Wer sich mit schnellen kleinen Schritten bewegt, gilt in vielen Firmen und Organisationen automatisch als Hilfskraft. Egal, wie groß das tatsächliche Know-how ist“, erzählt der Cheftrainer.
Mittlerweile führt Modler seine Seminare auch umgekehrt, mit männlichen Managern und einer weiblichen Sparringspartnerin durch – „damit die Bosse lernen, was sich in der Firma ändern muss, damit qualifizierte Frauen nicht nur kommen, sondern auch bleiben.” Der Experte sagt: Männer kommunizieren – wie eine fremde Spezies – gerade im Business-Kosmos anders als Frauen, die von Kindheit an auf Harmonie und Höflichkeit gepolt sind.