Meeresforschung Hawaiis Korallenriffe auf dem Prüfstand

Korallen locken jährlich Tausende Taucher an. Doch die prächtigen Organismen sind empfindlich. Forscher wollen vor Hawaii herausfinden, warum einige Arten stärker unter der gefährlichen Korallenbleiche leiden als andere.

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Mit moderner Bildtechnik versuchen die Forscher, den Zustand der Korallenriffe möglichst exakt zu erfassen. Quelle: ap

Honolulu Vor der üppig-grünen Steilküste von Oahu gehen Wissenschaftler auf Tauchstation. Mit hochauflösenden Kameras fotografieren Mitarbeiter des Teams XL Catlin Seaview Survey die farbenfrohen Korallenriffe vor der Insel des US-Staats Hawaii. Die 360-Grad-Panorama-Aufnahmen sollen zeigen, wie das Wetterphänomen El Niño und andere Veränderungen den Korallen zusetzen.

Sorgen bereitet den Forschern vor allem die sogenannte Korallenbleiche, mit der die Nesseltiere auf eine Erwärmung des Wassers reagieren. Vor Hawaii haben die Experten dieses Phänomen zuletzt im vergangenen Jahr beobachtet. Ein Vergleich mit Aufnahmen von vor zwei Jahren soll nun zeigen, wie sich die Riffe weiter entwickelt haben.

Normalerweise leben Korallen in Symbiose mit speziellen Algen, die ihnen auch ihre schönen Farben geben. Die Algen produzieren energiereichen Zucker, von dem sich die Korallen ernähren. Wenn das Meerwasser jedoch wärmer wird, stellen die Algen statt Zucker Giftstoffe her, die die Korallen nicht vertragen. Sie stoßen die Algen aus und verlieren ihre Farbe.

Ohne die Algen können Korallen aber nicht lange überleben. Wenn die Temperaturen nicht nach spätestens acht Wochen wieder zurückgehen, sterben sie ab.

Aber selbst wenn die Wassertemperatur rechtzeitig wieder ins Lot kommt, brauchen die Korallen lange, um sich von dem Wärmestress zu erholen. Vor Hawaii hatten sie noch nicht genug Zeit dafür. Doch jetzt droht El Niño, bei dem sich das Wasser des Pazifiks erwärmt.

Noch gefährlicher für die Korallen könnte ein weiteres Phänomen sein, dass die Forscher den „Klecks“ genannt haben. Dabei bewegt sich ein Gebiet mit warmem Wasser von der US-Westküste in den Pazifik hinein.

„Leider wird die Extra-Erwärmung ab jetzt ziemlich schädlich sein und darum wird die Sterberate der Korallen steigen“, sagt der Chef der Forschergruppe, Ove Hoegh-Guldberg von der australischen Universität Queensland. Sein Team versucht zu verstehen, weshalb bestimmte Korallenarten anfälliger für die Bleiche sind als andere. Die Wissenschaftler hoffen zudem, Organismen zu finden, die sich an wärmeres Wasser anpassen und daher gesund bleiben.


Neugierige können die Arbeit im Internet verfolgen

Das Projekt vor Hawaii ist Teil einer größeren Studie. Seaview Survey hat bereits Korallenriffe auf den Malediven, vor Mexiko und Indonesien untersucht. Als besonders hilfreich erwiesen sich Aufnahmen des Great Barrier Reefs in Australien. Dort wurden die Korallen später von einem Taifun zerstört. Nach dem Tropensturm kehrten die Forscher zurück und konnten mit neuen Aufnahmen das genaue Ausmaß der Schäden feststellen.

Bei seiner Arbeit nutzt Seaview Survey GPS-Markierungen und eine Technologie, die auch zur Gesichtserkennung verwendet wird. Damit können sie die einzelnen Korallenkolonien später wiederfinden, die sich durch Wachstum, Absterben und Zerstörungen bisweilen sehr stark verändern.

Dank dieser Technologie könnten die Forscher zudem 30 bis 50 mal schneller arbeiten als mit herkömmlichen Methoden, sagt Hoegh-Guldberg. Außerdem könnten größere Kolonien fotografiert werden als früher.

Die Bilder werden zudem beim Google-Dienst Street View hochgeladen. Auf diese Weise können Neugierige die Entwicklung unter Wasser auch im Internet verfolgen.

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