US-Notenbank Bernanke hält Rückfall der USA in Rezession für unwahrscheinlich

Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank, hält einen erneuten Rückfall der US-Wirtschaft in die Rezession derzeit für unwahrscheinlich. Ein Grund seien die Konjunkturprogramme der Fed. Sollte die Wirtschaft aber erneut schwächeln oder die Arbeitslosigkeit drastisch steigen, werde die Fed ihre Programme - trotz der internationalen Kritik - ausweiten.

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Was plant Ben Bernanke? In einem Interview deutete er an, dass er weitere geldpolitische Lockerung nicht ausschließt. Quelle: Reuters

WASHINGTON. US-Notenbankchef Ben Bernanke schließt eine weitere geldpolitische Lockerung nicht aus - trotz weltweiter Kritik am bisher jüngsten Fed-Programm. In einem seiner selten TV-Auftritte sagte er am Sonntagabend auf die Frage, ob die Fed das im November beschlossene, 600 Milliarden Dollar schwere Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen ausdehnen könnte: "Oh, das ist sicherlich möglich. Es hängt von der Effizienz des Programms, von der Inflationsentwicklung und vom Zustand der Konjunktur ab." Derzeit halte er aber einen Rückfall der USA in die Rezession für unwahrscheinlich, auch weil die Fed so beherzt gehandelt habe, sagte er.

Ankaufprogramme wie das im November beschlossenen, bei denen sich die Zentralbank das Geld für ihre Einkäufe quasi selbst druckt, werden als "Quantitative Lockerung" bezeichnet. Ziel ist es, die Kreditzinsen zu senken und so die Nachfrage anzukurbeln. Gegner befürchten unter anderem langfristig eine ausufernde Inflation, das Befördern neuer Preisblasen und eine Verschärfung der weltweiten Währungsungleichgewichte. Andere bezweifeln, dass dieses geldpolitische Mittel die Konjunktur wirksam ankurbelt. Bernanke weist Kritik zurück und warnt vor den Folgen hoher Arbeitslosigkeit

Zu den Kritikern des Fed-Schritts vom November gehörte auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der die Ergebnisse früherer massiver Geldspritzen der Notenbank als "trostlos" bezeichnete. Die Fed hatte im Kampf gegen die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise bereits für rund 1,7 Billionen Dollar Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Papiere gekauft. Dieses Programm war im März dieses Jahres ausgelaufen. Bernanke wies Kritik an seinem Vorgehen zurück. "Die Kritiker schauen nicht auf die Risiken, die Untätigkeit mit sich gebracht hättte." Hätte die Fed etwa in der Finanzkrise nicht reagiert, hätte die Arbeitslosigkeit leicht auf das Niveau in der Weltwirtschaftskrise der 1930er, auf 25 Prozent steigen können, sagte er. Am Freitag hatte die US-Regierung einräumen müssen, dass die Arbeitslosenquote im November nicht wie erhofft gesunken, sondern von 9,6 auf 9,8 Prozent gestiegen war.

Immer rechtfertigte Bernanke in dem Interview sein Handeln mit dem Ziel, die Arbeitslosigkeit zu senken. Auf die Frage, was die Fed im November zu einer neuen Runde "Quantitativer Lockerung" bewogen habe, führte er die Folgen der Arbeitsmarktmisere an. . Es bestehe das Risiko, dass die Arbeitslosigkeit erst in "vier bis fünf Jahren" auf ein Niveau von unter sieben Prozent falle. "Das ist eine schlechte Entwicklung. Das lässt zwei verschiedenen Gesellschaften entstehen", sagte er. Zudem schade es der Wirtschaftsentwicklung. Die US-Wirtschaftsleistung hängt zu 70 Prozent vom privaten Konsum ab. Eine hohe Arbeitslosigkeit führt meist dazu, dass der private Verbrauch sinkt. Als zweiten Grund nannte für die Entscheidung im November nannte er eine drohende Deflation. "Wir können die Zinsen innerhalb von 15 Minuten anheben."

Anders als viele Kritiker hält er Deflation, also fallenden Preise, für eine größere Gefahr als Inflation, also steigende Preise und Geldentwertung. Entgegen der landläufigen Meinung drucke die Fed kein Geld, sagte er. "Das ist ein Mythos". Die im Umlauf befindliche Geldmenge steige nicht, daher gebe es kurzfristig auch keine Inflationsgefahr. Tatsächlich parken die Banken das frische Geld der Fed derzeit wieder auf ihren Konten bei der Zentralbank. Kritiker befürchten, dieses Geld könne aber schnell in die Wirtschaft fließen, wenn die Konjunktur wieder richtig anspringe. Dies könne zu einer unkontrollierbaren Inflation führen.

Bernanke hält diese Gefahr für gering. Es komme darauf an, das Geld im richtigen Moment wieder abzusaugen, sagte er und zeigte sich sicher, dass die Fed dazu in der Lage sei. Auf die Frage, wie die Fed eine galoppierende Inflation stoppen könnte, sagte er: "Wir können die Zinsen innerhalb von 15 Minuten anheben."

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