Flaute im US-Handel Der Konsummotor fällt aus

Der Handel in den USA stellt sich auf magere Zeiten ein: Die Amerikaner lernen das Sparen und verabschieden sich offenbar von langjährigen Gewohnheiten. Die Hoffnung auf eine durchgreifende Erholung der Umsätze ist gering, trotz immer neuer Hilfspakete der US-Regierung.

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Der Handel in Amerika muss sich auf magere Zeiten einstellen: Die US-Bürger lernen das Sparen. Quelle: Reuters

NEW YORK. Wenn Howard Davidowitz in Interviews die Lage im US-Handel kommentieren soll, wirkt er wie eine Kopie des Komikers Steve Martin. Der Veteran unter Amerikas Retail-Beratern legt sein Gesicht in schräge Falten, die Mundwinkel fallen rasant nach unten. Sobald einem Moderator das Wort vom Aufschwung über die Lippen kommt, beginnt Davidowitz mit krächzender Stimme loszupoltern: "Aufschwung im Handel? Sorry, ich sehe ihn nicht."

Dann zählt Davidowitz die widrigen Umstände auf, die Massenarbeitslosigkeit, die Rekordzahl an Privatinsolvenzen, die Klemme bei Konsumentenkrediten, die gestiegene Sparrate und die tief gefallenen Hauspreise. Ans Ende dieser langen Kette stellt Davidowitz eine rhetorische Gegenfrage: "Wie um Himmels willen soll die Lage im Handel gut aussehen?"

Davidowitz legt seine Finger wie kein anderer Analyst in eine tiefe Wunde Amerikas. Mehr als 70 Prozent des BIP hängen von der Laune seiner Verbraucher ab, und die haben sich finanziell übernommen. Die Zeit der Shopping-Touren ist vorbei, Sparen das Gebot der Stunde. Der Pro-Kopf-Konsum der Amerikaner war 2008 und 2009 rückläufig, das hat es seit den 30er-Jahren nicht mehr gegeben.

Hoffnungen auf eine durchgreifende Erholung der Umsätze sind gering, trotz immer neuer Hilfspakete der US-Regierung wie dem Sechs-Milliarden-Dollar-Programm "Homestar", einer Abwrackprämie für Hausgeräte. Mit Blick auf die anhaltend schwache Entwicklung der Gehälter und das Auslaufen temporärer Staatshilfen dürfte der Konsum im zweiten Halbjahr 2010 bereits wieder nachlassen, schreibt Ökonom Nouriel Roubini in seinem Blog Roubini Global Economics.

Auch mental verabschieden sich die Verbraucher offenbar von langjährigen Gewohnheiten. Eine aktuelle Studie der US-Beratungsfirma Booz & Company kommt zu dem Ergebnis, dass die sogenannte Great Recession der Auslöser war für eine "neuen Genügsamkeit" im Land: "Sparsames Verhalten wird von zahlreichen Verbrauchern inzwischen als schick betrachtet, und so wird es auf Jahre hinaus bleiben, auch wenn sich die US-Wirtschaft erholt hat", ist Booz-Partner Matt Egol überzeugt.

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