Nato in Tripolis Über 20 Luftangriffe in einer halben Stunde

Der Druck auf Gaddafi nimmt zu. Am frühen Morgen hat die Nato die libysche Hauptstadt Tripolis erneut bombardiert. Am Vorabend hatten Frankreich und Großbritannien angekündigt, sie wollten Kampfhubschrauber einsetzen.

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Nach einem früheren Luftangriff der Nato in Tripolis. Quelle: handelsblatt.com

NATO-Kampfflugzeuge haben am frühen Dienstagmorgen zahlreiche Ziele in der libyschen Hauptstadt Tripolis angegriffen. Bei dem wohl heftigsten Bombardement der Stadt seit Beginn der Militäroperation wurden innerhalb einer halben Stunde über 20 Luftangriffe gezählt. Über der Stadt stiegen Rauchwolken auf, auch in der Nähe einer Residenz des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi.

Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte, mindestens drei Menschen seien bei den Luftangriffen ums Leben gekommen. Ziel der Bombardements waren demnach von Freiwilligenverbänden der libyschen Streitkräfte benutzte Gebäude.

Die Kampfflugzeuge flogen in geringer Höhe über die Stadt. Im Hotel, in dem die ausländischen Journalisten in Tripolis untergebracht sind, waren Luftabwehrfeuer und Schreie zu hören. Anhänger des Regimes hupten in ihren Autos und feuerten mit ihren Waffen in die Luft.

Am Montag hatte Frankreichs Verteidigungsminister Gérard Longuet angekündigt, dass Frankreich und Großbritannien sobald wie möglich Kampfhubschrauber in Libyen einsetzen wollen. Die Hubschrauber würden dazu genutzt, militärische Ziele wie Tankwagen oder Lastwagen mit Munition in dicht bevölkerten, städtischen Gebieten anzugreifen, ohne dass dabei so viele Zivilpersonen gefährdet würden wie bei einem Luftangriff von Kampfflugzeugen, sagte er.

Militärexperten sehen Kampfhubschrauber als Zeichen

Auch der französische Außenminister Alain Juppé bestätigte Berichte über die Entsendung von Kampfhubschraubern nach Libyen. Die Helikopter böten eine höhere Präzision, und ihr Einsatz sei von der UN-Resolution zum Schutz von Zivilpersonen gedeckt, sagte Juppé am Montag in Brüssel. Longuet sagte, er habe die Pläne mit Verantwortlichen der britischen Streitkräfte besprochen und man habe „auf exakt derselben Wellenlänge“ gelegen.

„Wir mussten uns die Mittel geben, um zuschlagen zu können, ohne Zivilisten zu treffen“, sagte er. Bewegliche, tief fliegende Kampfhubschrauber können Bodenziele mit einer deutlich höheren Präzision angreifen als hoch fliegende Kampfflugzeuge. Allerdings sind sie auch deutlich verwundbarer. Seit Beginn der Militäraktion am 31. März ist noch kein Soldat der Allianz im Kampf ums Leben gekommen.

Ein NATO-Sprecher in Neapel sagte, der Allianz sei bekannt, „dass die französische Regierung ein weiteres Schiff in dem Gebiet im Einsatz hat“. Ein französischer Militärsprecher hatte am Sonntag erklärt, das Einsatzführungsschiff „Le Tonnerre“ sei in der vergangenen Woche in Toulon ausgelaufen. Die französische Tageszeitung „Le Figaro“ berichtete am Sonntag, die „Tonnerre“ habe zwölf Kampfhubschrauber an Bord und sei auf dem Weg zur libyschen Küste.

Nach Angaben von Militärexperten deutet die Maßnahme an, dass sich Frankreich mit Bodentruppen an dem Konflikt beteiligen könnte. Der Einsatz der Hubschrauber sei nur in einem Bodenkampf sinnvoll und könnte den Druck auf Machthaber Muammar al Gaddafi erhöhen.

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