Abd-Rabbu Mansur Hadi Jemeniten haben neuen Präsidenten gewählt

Abd-Rabbu Mansur Hadi ist von den Jemeniten zum neuen Präsidenten gewählt worden. Er beerbt Ali Abdullah Saleh, der nach monatelangen Protesten aus dem Amt gejagt worden war. Hadi übernimmt ein tief gespaltenes Land.

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Abd-Rabbu Mansur Hadi wird neuer jemenitischer Präsident. Quelle: dapd

Sanaa/Aden Die Jemeniten haben am Dienstag einen neuen Präsidenten gewählt, nachdem sie in monatelangen Protesten den seit mehr als drei Jahrzehnten herrschenden Ali Abdullah Saleh aus dem Amt gejagt hatten. Einziger Kandidat war Vizepräsident Abd-Rabbu Mansur Hadi, der das Land aus Chaos und Armut führen und einen Bürgerkrieg verhindern soll.

„Wahlen sind der einzige Weg aus der Krise, die den Jemen im vergangenen Jahr im Griff hatte“, sagte Hadi nach der Abstimmung, die unter starken Sicherheitsvorkehrungen stattfand. Dennoch kam es im Süden des Landes zu Gewaltaktionen, bei denen fünf Menschen starben. In Aden waren vereinzelt Schüsse zu hören. Vor einem Wahllokal war vor der Abstimmung eine Bombe explodiert.

In der Hauptstadt Sanaa bildeten sich schon am Morgen lange Schlangen vor den Wahllokalen. „Wir erklären die Ära von Ali Abdullah Saleh für beendet und werden einen neuen Jemen aufbauen“, sagte die Friedensnobelpreisträgerin Tawakul Karman, als sie in der Universität ihre Stimme abgab.

Entscheidend für die politische Legitimität des neuen Präsidenten wird die Wahlbeteiligung sein. Ein Vertreter der Wahlkommission schätzte sie auf 80 Prozent. Ein genaues Ergebnis soll erst in einigen Tagen feststehen.

Mit Saleh hat bereits der vierte arabische Autokrat innerhalb eines Jahres die Macht abgegeben. Wie in Tunesien, Ägypten und Libyen protestierten die Jemeniten gegen ihren Präsidenten, der das Land 33 Jahre lang mit harter Hand führte.


Schiitischer Huthi-Stamm stellt sich gegen die Regierung

Hadi übernimmt ein schweres Erbe: Der Jemen gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. 42 Prozent der etwa 23 Millionen Jemeniten leben von weniger als zwei Dollar pro Tag. Eine galoppierende Inflation treibt die Preise für Brennstoff und Lebensmittel in die Höhe. Andererseits hat nahezu jeder Mann in dem Land ein Gewehr; und die verschiedenen Gruppierungen nutzen die Waffen, um ihre Ziele durchzusetzen.

So versuchen einige Jemeniten im Süden des Landes, sich gegen den Norden abzugrenzen und eventuell sogar eine Abspaltung zu erreichen. Sie werfen dem Norden vor, seit der Wiedervereinigung 1990 die Ressourcen des Südens auszubeuten und dessen Bewohner zu diskriminieren. Ihre Aktivisten haben zu einem Boykott der Wahl aufgerufen, weil sie sich aus dem politischen Prozess ausgeschlossen fühlen.

Ganz in Norden Jemens stellen sich Angehörige des schiitischen Huthi-Stammes gegen die Regierung in Sanaa. Auch sie boykottieren die Wahl, weil sie aus ihrer Sicht nur der Fortschreibung des bisherigen Regimes dient. Der Huthi-Clan hat die politischen Unruhen der vergangenen Monate genutzt, um sich einen Staat im Staate zu schaffen. Sie liegen aber auch im Clinch mit sunnitischen Salafisten, deren religiöse Doktrin im benachbarten Saudi-Arabien verbreitet ist. Diese Kämpfe schüren die Sorge vor einem Stellvertreterkrieg wenn sich der Iran und Saudi-Arabien stärker in den Streit einmischen.

Hinzu kommt, dass Angehörige von Salehs Familie noch immer wichtige Posten innehaben. Saleh selbst befindet sich derzeit in den USA zur medizinischen Behandlung seiner bei einem Anschlag im Juni erlittenen Verbrennungen. Er kündigte aber an, dass er in den Jemen zurückkehren werde.

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