Asien Der Ferne Osten ist nicht nur China

Seite 2/3

Thailand: Der wichtigste Standort Asiens für die Automobilproduktion

Seit fast zehn Jahren baut Jungheinrich mit rund 250 Mitarbeitern seine Produkte in Shanghai. Es ist die einzige Fertigung des Mittelständlers außerhalb Europas. Sonst betreibt Jungheinrich nur in Deutschland und Tschechien Fabriken. Von Shanghai aus beliefern die Deutschen die europäischen und asiatischen Märkte; die wichtigsten Kunden der Hamburger in Fernost sitzen in China, Indonesien, Südkorea und Thailand.

Thailand ist einer der wichtigsten Standorte Asiens für die Automobilproduktion. BMW, Daimler, Ford sowie fast alle japanischen Hersteller betreiben in dem 70 Millionen-Einwohner-Land große Fertigungslinien. Kein Wunder, dass Thailand für den Autozulieferer Mann + Hummel einer der wichtigsten asiatischen Märkte ist. Das Unternehmen aus Ludwigsburg baut unter anderem Luft- und Ölfilter sowie Zylinderkopfhauben und Abdeckungen für den Motorraum. Zuletzt kam Mann + Hummel mit seinen fast 17.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von gut drei Milliarden Euro.

Seit Jahren wächst das Asiengeschäft des Unternehmens mit zweistelligen Raten. Vor neun Jahren erwirtschaftete Mann + Hummel gerade Mal vier Prozent seines Umsatzes in Fernost, heute sind es 15 Prozent. Wohl in keiner anderen Weltregion gibt es eine vergleichbare Dynamik. Allein in China unterhalten die Ludwigsburger inzwischen sieben Werke. Neben Thailand sind Südkorea und das Reich der Mitte die wichtigsten Märkte in der Region für den Autozulieferer. Seit 2003 ist das Unternehmen auch in Indien aktiv und spürt seit vergangenem Jahr eine „neue Dynamik“.

Von den 100 Millionen Euro, die Mann + Hummel jedes Jahr investiert, fließt etwa ein Fünftel nach Asien. „Wir hatten eine tolle Entwicklung in China“, sagt Josef Parzhuber, Mitglied der Geschäftsführung bei Mann + Hummel. Allerdings habe sich kaum jemand um die südostasiatischen Länder gekümmert. „Wir wollten dahin“, sagt Parzhuber, „wir wollten nicht im Kernmarkt China gefangen sein.“ Der Mittelständler produziert neben China auch noch in Südkorea und Thailand.

Seine Fernost-Aktivitäten steuert Mann + Hummel von Singapur aus – der guten Infrastruktur, der Rechtssicherheit und des Schutzes geistigen Eigentums wegen. „Es gibt in Singapur wenig Überraschungen“, sagt Parzhuber, der selbst vier Jahre in dem Inselstaat am Südzipfel der malaysischen Halbinsel gearbeitet hat.

Sicher, eine Reihe von Ländern in Südostasien kämpfen mit schweren Problemen. Indonesien etwa mit seinen mehr als 13.000 Inseln quält sich mit einer restlos veralteten Infrastruktur. In Thailand bremsen die Folgen des Militärputsches vor zwei Jahren die wirtschaftliche Entwicklung. Und in Malaysia erschüttert ein schwerer Korruptionsskandal die Regierung. Es geht um Milliardensummen, die aus einem staatlichen Fonds angeblich auf das Privatkonto des Premierministers abgezweigt wurden.

Trotzdem: Die wichtigen Länder der Region, allen voran die Philippinen, Indonesien und Malaysia, verzeichnen immer noch jährliche Wachstumsraten zwischen vier und sechs Prozent. Rajiv Biswas, Asien-Chefökonom bei IHS Global Insight in Singapur, geht davon aus, dass die zehn Asean-Länder neben Japan und China der dritte wichtige Wachstumsmotor in Fernost werden. Bis zum Jahr 2025 dürfte die Wirtschaftsleistung der Asean-Länder von derzeit 2,6 Billionen Dollar auf 5,8 Billionen Dollar steigen, hat Biswas errechnet. Nominal werde das Bruttoinlandsprodukt der Region dann das Japans übersteigen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%