Drama vor Lampedusa Weitere 700 Bootsflüchtlinge gerettet

Mit 700 geretteten Bootsflüchtlingen erreicht der Migrantenstrom nach Italien eine neue Rekordzahl. Ein Seebrüchiger wird noch immer vermisst. Der EU-Gipfel diskutiert indes über die europäische Flüchtlingspolitik.

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In fünf verschiedenen Rettungsaktionen konnten mehr als 700 Bootsflüchtlinge, die vor der Insel Lampedusa in Seenot geraten waren, gerettet werden. Quelle: dpa

In Rekordzahl sind Bootsflüchtlinge aus Afrika in der Nacht zum Freitag vor der italienischen Küste im Mittelmeer gerettet worden. Insgesamt waren es mehr als 700 Migranten, die in fünf verschiedenen Rettungsaktionen aufgenommen wurden. Schiffe der italienischen Marine nahmen allein mehr als 300 Menschen an Bord, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Bei der Hilfsaktion fiel ein Migrant ins Wasser. Mehrere Schiffe suchten am Freitag noch nach ihm.

Weitere mehr als 200 Flüchtlinge gingen vor Lampedusa an Bord von zwei Schnellbooten der Küstenwache. Sie waren etwa 25 Meilen vor der Insel in Seenot geraten. Ein Patrouillenboot der Küstenwache griff zudem 95 Menschen aus Eritrea gut 100 Meilen südöstlich vor Lampedusa auf. Außerdem wurden etwa 90 Flüchtlinge von einem maltesischen Frachter an Bord genommen. Ihr Boot war rund 110 Meilen südlich von Lampedusa in Schwierigkeiten geraten.

Die Einsatzkräfte brachten etwa 300 der geretteten Menschen vorerst auf die Insel. Die übrigen sollten an anderen Orten auf der Insel Sizilien untergebracht werden.

Anfang Oktober waren binnen weniger Tage mehr als 400 Leichen aus dem Mittelmeer geborgen worden. Die Welt wurde vor allem vom Untergang eines Schiffes mit vermutlich 545 Migranten an Bord bei Lampedusa erschüttert. Nur 155 Menschen überlebten den Schiffbruch, 360 wurden tot geborgen.

Als Reaktion auf das Unglück überwacht Italien seit Mitte Oktober das Mittelmeer stärker. In dem Seegebiet zwischen Malta, Sizilien und der libyschen Küste werden dem italienischen Verteidigungsminister Mario Mauro zufolge mehr Schiffe und Flugzeuge eingesetzt, dazu kommen Drohnen und Helikopter mit Infrarotsichtgeräten.

Erst vor anderthalb Wochen hatten Einsatzkräfte mehr als 400 Menschen im Mittelmeer gerettet und nach Lampedusa oder Sizilien gebracht. Die Flüchtlingsdramen im Mittelmeer und Europas Antwort darauf waren am Freitag auch ein Thema auf dem EU-Gipfel in Brüssel.

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