Europäische Sicherheit Deutschland und Frankreich müssen führen

Drohnen, künstliche Intelligenz, Big Data. Die internationale Sicherheit ist schon lange nicht mehr rein militärisch bestimmt. Eine neue Denkfabrik sieht Deutschland und Frankreich in der Verantwortung. Ein Gastbeitrag.

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Eine Drohne der Bundeswehr, vom Typ Luna. Auf dem Gebiet der internationalen Sicherheit wird es künftig vor allem um die militärische und zivile Nutzung von Datentechnologien gehen. Quelle: dpa

Berlin Wenn Europa eine gemeinsame Zukunft haben soll, müssen Deutschland und Frankreich vorangehen. Das gilt insbesondere für die zentrale Frage der inneren und äußeren Sicherheit. Bei strategischen Weichenstellungen im Bereich der Sicherheit überlassen wir Europäer das Feld den USA und China. Airbus hat sich vor kurzem an die Firma Palantir (finanziert durch In-Q-tel, einem Fonds der CIA) gewandt, um die steigenden Kosten des A350 zu deckeln.

Die Elektronikabteilung in der Verteidigungssparte hat Airbus an den US-Fonds KKR abgetreten. Der berühmte Fonds des Silicon Valley, Kleiner Perkins, beteiligt sich an RelayR, einem Star der Industrie 4.0 in Deutschland. Kuka ging ohne Gegenangebot aus Europa in chinesischen Besitz. Der Weltmarktführer für Cybersicherheit, Morpho, wurde an Oberthur veräußert, der dem US-Fonds Advent gehört. Diese Liste mit verkauften strategischen Unternehmen ließe sich verlängern. Europa fehlt offensichtlich ein gezieltes Vorgehen in diesem Feld.

Auf dem Gebiet der Sicherheit wird es künftig vor allem um die militärische und zivile Nutzung der Datentechnologien gehen. Im Zeitalter der Hyper-Vernetzung wird Sicherheit nicht mehr nur militärisch definiert, sondern greift in alle Lebensbereiche ein: vom Schutz der Privatsphäre über die Widerstandsfähigkeit unser Elektrizitätsnetze bis zum Schutz von Unternehmen vor Ausspähung.

Der in der NATO vereinbarte Anstieg der Verteidigungshaushalte auf zwei Prozent des BIP bietet eine einmalige Chance: Europa und besonders Deutschland und Frankreich sollten Führung zeigen, um hier strategische Investitionen zu fördern.

Das ist die Gründungsidee der neuen Denkfabrik „European Security Circle“ (ESC). Versammelt haben sich darin große Forschungs- und Entwicklungszentren, ehemalige Generalstabsoffiziere Deutschlands und Frankreichs, Gründer von Tech-Start-Ups und erfahrene Investoren. Der ESC wird sich mit Cybersecurity, künstlicher Intelligenz, Big Data, dem Internet der Dinge, Drohnen und Elektromobilität, aber auch Robotik und virtueller Realität befassen. Ziel ist es, Lücken im europäischen Technologiesektor aufzuzeigen und eine klare Richtung für die nächsten Jahre zu entwerfen.

Um die strategischen Überlegungen rasch praktisch umsetzen zu können, soll ein Investmentfonds die Entwicklung von Schlüsseltechnologien und innovativen Vorreitern finanziell fördern. Dieser Fonds soll helfen, Brücken zwischen zivilen und militärischen Märkten zu schlagen und europäische Technologieweltmarkführer weiter aufzubauen. Er soll Marktkriterien folgen und dazu beitragen, in engem Austausch mit Wirtschaft und öffentlicher Hand die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit Europas in führenden Technologien zu sichern. Mit einem solchen Projekt könnten Deutschland und Frankreich zeigen, dass sie ihrer strategischen Verantwortung für Europa gerecht werden.

Über die Autoren:

Général (CR) Gratien Maire, ehemaliger Generalmajor der Französischen Armee (2014-2016)
Generalleutnant (aD) Peter Schelzig, ehemaliger Stellvertretender Generalinspekteur der Bundeswehr (2013-2015)
André Loesekrug-Pietri, Chairman von ACAPITAL, technologischer Investmentfonds

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