Europas ungewöhnlichste Wahl Wohin steuert Katalonien?

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Unabhängigkeitsparteien gehen die Argumente aus


Keine gute Ausgangsposition für die „Independistas“ (Unabhängigkeitsparteien), denen langsam die Argumente ausgehen, die aber trotzdem gebetsmühlenartig weiter auf eine Abspaltung pochen. Tatsächlich sind sich die Separatisten kurz vor der Neuwahl weniger einig als man vermuten mag.

So schaffte es Puigdemont nicht einmal, von Brüssel aus eine überparteiliche Liste aufzustellen. Er geht mit einer Gruppe von Kandidaten unter dem Namen JxCat (Gemeinsam für Katalonien) ins Rennen. Kehrt er nach Spanien zurück, droht ihm die sofortige Festnahme. Genau wie seine Mitstreiter riskiert er wegen Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Mittel eine lange Haftstrafe. Der 54-Jährige hofft auf eine massive Wahlbeteiligung seiner Anhänger und versprach: „Ich werde das Risiko einer Verhaftung eingehen, um als Präsident eingesetzt zu werden.“

Der frühere linksnationalistische Partner Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) tritt dieses Mal alleine an. Die Partei wollte das Bündnis mit Puigdemont nicht weiterführen. Umfragen zufolge liegt die Partei sogar deutlich vorne. ERC-Spitzenkandidat und früherer Vize-Regionalpräsident Oriol Junqueras sitzt aber seit Wochen im Gefängnis, und das zuständige Gericht wies seine Bitte zurück, wegen des anstehenden Wahlkampfes freigelassen zu werden. Dritte im Bunde wäre wohl wieder die von vielen ungeliebte linksradikale CUP, die den Separatisten nach der letzten Wahl 2015 zu einer Mehrheit im Parlament verholfen hatte.

Hoffnungsträgerin der Gegner der Unabhängigkeit ist die katalanische Ciudadanos-Partei unter Inés Arrimadas (36). Die liberale Bürgerpartei könnte zweitstärkste Kraft im neuen Parlament werden. Aber selbst wenn sich Arrimadas mit der konservativen Volkspartei (PP) und den Sozialisten (PSC) auf eine Koalition einigt, ist es unwahrscheinlich, dass die „Constitucionalistas“ (Verfassungsparteien) auf eine absolute Mehrheit kommen.

Die Katalonien-Krise erregt die Gemüter, nicht nur in Barcelona, sondern in ganz Spanien. Immerhin ließen die Separatisten durchblicken, dass sie im Falle eines Wahlsieges mit Madrid über die Abspaltung Kataloniens „verhandeln“ wollen. „Die meisten Unabhängigkeitsbefürworter wollen einen Dialog“, sagte Puigdemont vor wenigen Tagen. Von der Unabhängigkeit ablassen will er aber nicht. „Wenn es unser Wunsch ist, eine eigenständige Republik zu sein, dann muss das akzeptiert werden.“

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