Explosion in New York Eine Nacht in Angst und Schrecken

Mit einem Schlag ist die Angst vor Anschlägen in New York wieder da: Bei einer Bombenexplosion werden 29 Menschen verletzt, ein zweiter Sprengsatz in der Nähe ging wohl nur durch Zufall nicht hoch.

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Der seit 30 Jahren in New York lebende Ortalan arbeitet im Chelsea Hotel – keine zwei Blocks vom Ort der Detonation entfernt. Quelle: © Jahn

New York Haluk Ortalan hat einige Terroranschläge in seinem Leben erlebt. Vor 40 Jahren ging eine Bombe in seiner Heimatstadt Ankara hoch, die Fensterscheiben in seiner Wohnung zerbarsten von dem Druck. Vor 15 Jahren stand er auf dem Dach eines New Yorker Hochhauses in der 35th Straße und sah das World Trade Center brennen: „Ich habe nur noch geweint“.

Keine zwei Blocks vom Hotel Chelsea, wo Ortalan als Pförtner und Brandschützer arbeitet, ging vergangene Samstagnacht eine Bombe in einem Müllcontainer hoch. Die Explosion in New York war so stark, dass der Behälter als Feuerball quer über die Straße flog. „Niemand ist mehr sicher“, sagt Ortalan, der seit 30 Jahren in New York lebt und schon lange Orte mit vielen Menschen meidet.

Es war eine Nacht der Angst und Ratlosigkeit in New York. Vor dem Bahnschalter der Station Chambers Street sammelten sich die Menschen um einen Schaffner. Kurze Zeit nach dem Anschlag um 20.40 Uhr blieben zahlreiche U-Bahnen stehen. In vielen Stationen können Handys kein Signal empfangen, niemand wusste Bescheid. Durch die Lautsprecher plärrten nutzlose Durchsagen wie von Umleitungen durch Bauarbeiten oder dass man auf seine Sachen achten soll. Aber kein Hinweis auf die Explosion oder dass die U-Bahn bis auf Weiteres nicht mehr fährt.

Die Polizei sperrte weiträumig den Explosionsort ab. In einem Radius von fast zehn Blocks durften in den ersten Stunden keine Autos mehr fahren. Zu Recht, wie sich herausstellte: Gegen Mitternacht fand die Polizei in einem Mülleimer einen mit einem Handy verdrahteten Schnellkochtopf. Dem Nachrichtensender CNN zufolge lag ein beschriebenes Blatt Papier daneben. Solche mit explosivem Material gefüllten Dampfkochtöpfe wurden auch bei dem Anschlag auf den Boston-Marathon im Jahr 2013 als Sprengsatz mit Zeitzünder benutzt. Ob es sich um eine Attrappe handelt oder die Bombe nicht hochging, ist bislang ungeklärt. Bürgermeiste Bill de Blasio sagte, es gebe bislang „keine Hinweise auf einen Terroranschlag“.

Die Bombe explodierte zur besten Ausgehzeit auf der 23th Straße in dem belebten Viertel Chelsea. Es war eher Glück, dass nicht mehr Menschen zu Schaden kamen. Der Container stand etwas abseits von den zahlreichen Restaurants und Bars in der Nachbarschaft. „Er war ein roter Feuerball, schwarze Rauchwolken stiegen drei Stockwerke hoch heraus“, sagte Deborah Griffith, die in der Nähe in einem vegetarischen Restaurant gegessen hatte.

Erst wenige Stunden zuvor war eine selbstgebastelte Bombe in einem Mülleimer in Seaside Park in New Jersey hoch gegangen, einen Städtchen gut 1,5 Autostunden südlich von New York, ohne Schaden anzurichten. Doch das war Glück: Ein Wohltätigkeitslauf über fünf Kilometer war in letzter Minute verschoben worden. Wäre er wie geplant losgegangen, hätte es Opfer geben können.

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