Gambia Ex-Präsident Jammeh geht ins Exil

Gut sieben Wochen nach seiner Wahlniederlage hat Gambias bisheriger Präsident Jammeh sein Land verlassen und damit eine drohende gewaltsame Eskalation vermieden. Er geht ins Exil nach Äquatorialguinea.

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Gut sieben Wochen nach seiner Wahlniederlage hat der bisherige Präsident Gambia mit einem Flugzeug verlassen. Jammeh hatte sich lange geweigert, seine Wahlniederlage einzugestehen und sein Amt zu räumen. Quelle: dpa

Banjul Der langjährige Präsident des westafrikanischen Landes Gambia, Yahya Jammeh, geht nach Angaben von Vermittlern nach Äquatorialguinea ins Exil. Ein Flugzeug mit Jammeh an Bord startete am Samstagabend von der gambischen Hauptstadt Banjul aus.

Anhänger verabschiedeten Jammeh auf dem Flughafen zum Teil unter Tränen. Ihm war dort ein roter Teppich ausgerollt worden und sein Gepäck wurde mit einem zweiten Flugzeug transportiert. Jammeh hatte den kleinen westafrikanischen Staat 22 Jahre mit harter Hand regiert.

Jammeh hatte sich lange geweigert, seine Wahlniederlage im Dezember einzugestehen und sein Amt zu räumen. Erst angesichts der Drohung einer Entmachtung durch ausländische Interventionstruppen und nach Marathonverhandlungen mit Vertretern anderer westafrikanischer Staaten erklärte er in der Nacht zum Samstag im staatlichen Fernsehen, er habe sich entschlossen, „die Führung des Landes“ abzugeben. In seiner Ansprache sagte Jammeh, es sei nicht nötig, „dass auch nur ein Tropfen Blut vergossen wird.“ Er dankte jenen, die ihn beim Aufbau „eines modernen Gambia unterstützt“ hätten. Seinen Nachfolger Adama Barrow erwähnte er nicht.

Seinen Amtsverzicht knüpfte Jammeh allerdings an Bedingungen. Er forderte etwa, dass ihm eine Amnestie gegen strafrechtliche Verfolgung zugesichert werde. Außerdem verlangte er, an kommenden Wahlen in Gambia teilnehmen dürfen. Ein Teil der Bevölkerung hat den neuen Präsidenten bereits darum gebeten, die Forderungen Jammehs abzulehnen. Barrow hatte seinen Amtseid am Donnerstag in der gambischen Botschaft im Senegal abgelegt. Am Samstag kündigte er die Einsetzung einer Kommission an, die mögliche Verfehlungen Jammehs während seiner Regierungszeit untersuchen solle.

Die militärische Intervention westafrikanischer Truppen war am Freitag vor den Vermittlungsgesprächen auf Eis gelegt worden. Hätte Jammeh nicht nachgegeben, wären die 7000 Mann starke Truppe aus Nigeria, Ghana, Togo und dem Senegal nach Banjul marschiert. Die Führung von Streitkräften und Polizei Gambias hatte sich bereits von Jammeh losgesagt.

Jammeh kam 1994 mit einem Militärputsch an die Macht. Seiner Regierung wird vorgeworfen, mutmaßliche Gegner gefoltert und getötet zu haben. Die frühere britische Kolonie Gambia hat etwa 1,8 Millionen Einwohner. Wichtige Einnahmequellen sind die Landwirtschaft und der Tourismus.

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