IS-Anführer Wieder einmal tot

Abu Bakr al-Baghdadi, der Chef der Terrororganisation Islamischer Staat, ist möglicherweise tot. Das wäre ein weiterer Rückschlag für die Dschihadisten-Miliz. Der Haken:: Der Terrorboss wurde schon öfter für tot erklärt.

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Der Anführer der IS-Terrormiliz Abu Bakr al-Baghdadi. Nach Darstellung der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist er getötet worden. Quelle: dpa

Berlin Die An-Nuri-Moschee mit dem berühmten schiefen Minarett wurde vor kurzem in Mossul gesprengt, wenige Tage später wurde die Stadt von irakischen Truppen eingenommen. In eben jener Moschee hatte Abu Bakr im Juni 2014 einen großen Auftritt, als er ein Kalifat ausrief, das weite Teile des Iraks und Syriens umfasste. Die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) erhielt so ein großes, zusammenhängendes und von Al-Baghdadi befehligtes Territorium. Dieser bezeichnete sich selbst seither als „Kalif Ibrahim“ sowie „Amir al-Mu'minin“ (Führer der Gläubigen) und erklärte sich zum Nachfolger des Propheten Mohammed.

Nun ist der IS-Terrorboss tot. Das sagt zumindest die bisher als sehr seriös angesehene Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte unter Berufung auf „bestätigte Informationen“. Von London aus betreibt die Beobachtungsstelle ein großes Netzwerk von Informanten in Syrien. Es hat Hintergründe und Fakten zu vielen Anschlägen, Fassbombenattacken und Chemiewaffeneinsätzen des Regimes des syrischen Diktators Baschar al-Assad geliefert.

Die jüngste Meldung hat jedoch einen Schönheitsfehler: Bereits Ende Mai will Russland den IS-Anführer per Luftschlag ausgelöscht haben. Der Angriff fand laut russischem Außenministerium in der Nacht auf den 28. Mai statt. Al-Baghdadi habe an jenem Abend andere Anführer des IS im syrischen Rakka getroffen. Sie sollen den Angaben zufolge Routen geplant haben, um die umkämpfte Stadt, in der der IS sein Hauptquartier in Syrien hat, zu verlassen.

Das russische Militär habe von dem Treffen Wind bekommen und Drohnen gestartet zur Beobachtung des Gebiets. Dann sei der Angriff mit Kampfjets geflogen worden. Neben Al-Baghdadi sollen demnach insgesamt 30 Mitglieder der mittleren Führungsebene des IS getötet worden sein. Zusätzlich seien etwa 300 IS-Kämpfer gestorben.

Doch auch an der jetzigen Todesmeldung gibt es bereits Zweifel: Ein Sprecher des US-Zentralkommandos in Tampa in Florida bestätigte den Bericht der Beobachtungsstelle vorerst nicht. „Wir haben keine operativen Berichte, die das bestätigen“, erklärte er. Er verwies zudem darauf, dass ein Foto, auf das sich die Meldungen stützten, fünf Jahre alt sei.

Im Internet kochen indes die Diskussionen hoch: Während viele den mutmaßlichen Tod des Terror-Bosses feiern, bezeichnen ihn einige gar als „unschuldig“. Oder sie zweifeln den Tod Al-Baghdadis an – wie Blogger Najam Sahibzada, der twitterte: „Sein Name sollte im Guiness-Buch der Weltrekorde stehen, weil er seit drei Jahren in jeder zweiten Woche stirbt.“

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