Korruptionsvorwürfe gegen die Schwester des Königs Spanische Infantin beteuert ihre Unschuld

Die Schwester des spanischen Königs soll Millionen veruntreut haben. Im Prozess beteuert Cristina ihre Unschuld: Sie habe sich um Haushalt und Kinder gekümmert – ihr Ehemann sei für das Geschäft verantwortlich gewesen.

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Der Schwester des spanischen Königs drohen bis zu 8 Jahre Haft. Quelle: AFP

Madrid Das Bild wird stets mit dem spanischen Königshaus verbunden sein: Die Infantin Cristina, Schwester des spanischen Königs Felipe VI, als Angeklagte vor Gericht. Ihre Aussage heute Abend war die letzte von 18 Angeklagten in dem Korruptionsprozess, der live im spanischen Fernsehen und auf den Online-Seiten der Zeitungen übertragen wird.

Dabei geht es um eine Finanzaffäre von Cristinas Mann. Er soll zwischen 2004 und 2007 mit einer gemeinnützigen Stiftung namens Noos über Tarnfirmen rund sechs Millionen Euro an öffentlichen Geldern veruntreut haben. Cristina und ihrem Mann gehörte jeweils die Hälfte dieser Firmen, Aizoon. Der Infantin wird Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen. Dafür drohen ihr bis zu acht Jahren Haft.

Gestern Abend machte Sie von Ihrem Recht Gebrauch, nur die Fragen Ihres Anwaltes zu beantworten. Ruhig und mit traurigem Blick saß sie im schwarzen Blazer an dem kleinen Tisch vor dem Mikrofon, die sonst so feste Stimme war während der rund einstündigen Aussage oftmals brüchig.

Sie habe nichts über die Geldflüsse der gemeinsamen Firma gewusst, erklärte die Schwester der Königs, darum habe sich ihr Mann gekümmert. Sie habe auch nicht mit ihm über Aizoon geredet. „Das waren keine Themen, die ich mit ihm besprechen wollte. Unsere Kinder waren damals noch sehr klein und wir waren sehr beschäftigt“, sagte sie. Ihr Mann habe sich in der Familie um die Finanzen gekümmert und sie sich um die Familie und um königliche Repräsentationspflichten.

Deshalb wisse sie auch nicht, ob ihre Firma Aizoon Angestellte hatte oder nicht. Einer der Vorwürfe besteht darin, dass in dem Unternehmen Gehälter für Mitarbeiter abgerechnet wurden, die gar nicht existierten. Gleichzeitig versuchte Cristina aber, auch ihren Mann zu verteidigen. Sie sei überzeugt von seiner Unschuld, sagte sie.

Die Korruptionsaffäre um die Infantin, ihren Mann und 16 weitere, meist prominente Angeklagte hat das Vertrauen der Spanier in die Monarchie erschüttert und zu einer schweren Krise geführt. Dass ihre Politiker sich in den Jahren des Immobilienbooms, als das Geld allzu leicht floss, haben schmieren lassen, war für die Spanier nichts Neues. Aber dass auch noch das Königshaus im selben Sumpf sitzt, das war zu viel.

Seit Cristinas Bruder Felipe Mitte 2014 König wurde, hat er mit zahlreichen Reformen versucht, das Ansehen der Krone wiederherzustellen. Er kürzte sein Gehalt und verbot seiner Familie und allen Beschäftigten des Königshauses jede Form von Nebeneinnahmen oder die Annahme von Geschenken. Zudem distanzierte er sich von seiner Schwester, die mit ihrer Familie im Schweizer Exil lebt. Für die spanische Tageszeitung El País markiert der Prozess um Cristina die „Epoche des Immobilienbooms und der Korruption in großem Stil.“

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