Machtwechsel in den USA Der Mann hinter Donald Trumps Rhetorik

Stephen Miller zählt zu den engsten Beratern von Donald Trump. Für viele Reden des künftigen US-Präsidenten soll er Vorlagen geliefert haben. Auch am Tag der Vereidigung dürfte einiges aus seiner Feder stammen.

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Der 31-jährige Stephen Miller ist vom Moralapostel seiner Highschool zum Berater des mächtigsten Mannes der Welt aufgestiegen. Er schrieb bereits zahlreiche Reden für den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und soll dabei geholfen haben, Trumps „Stimme zu finden“. Quelle: AP

Washington Als Kämpfer für konservative Ideale machte sich Stephen Miller schon als Teenager einen Namen. In einem Lokalradio beschwerte er sich regelmäßig über seine liberale Highschool, in Zeitungskolumnen wetterte er gegen „Political Correctness“. Er kritisierte die Ausgabe von Kondomen an Minderjährige, die Zulassung eines Clubs für Homosexuelle und den aus seiner Sicht zu nachlässigen Umgang mit dem „Pledge of Allegiance“, dem an US-Schulen üblichen Treuegelöbnis auf Nation und Flagge.

Mit seinem Elan erregte der junge Mann bald die Aufmerksamkeit von führenden Republikanern. Inzwischen, im Alter von 31 Jahren, ist er ganz oben angekommen: Als Berater von Donald Trump wird er fortan im Weißen Haus arbeiten. Gleichzeitig hat er selbst einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet, dass der umstrittene Milliardär sich im Wahlkampf überhaupt durchsetzen konnte. Als begnadeter Redenschreiber soll Miller dessen Botschaften erst richtig in Form gebracht haben.

„Ich denke, er und Trump haben sich von Anfang an gut verstanden“, sagt Steve Bannon, der künftige Chefstratege des US-Präsidenten. „Man konnte den Unterschied in Trumps Reden deutlich erkennen“, betont er. „Seine Aussagen wurden viel kraftvoller, sie wirkten gleich frischer.“ Der Einfluss des jungen Mannes ging dabei aber wohl weit über den eines gewöhnlichen Assistenten hinaus. „Ich denke, er hat Trump geholfen, seine Stimme zu finden“, sagt Bannon.

Ursprünglich wurde Miller vor etwa einem Jahr als politischer Berater ins Wahlkampfteam geholt. Doch schon bald übernahm er dort auch alle möglichen anderen Aufgaben. Wie sich zeigte, hatte er ein Händchen dafür, die oft eher spontanen Äußerungen des Kandidaten zu strukturieren – und sie schließlich in teleprompter-taugliche Prosa zu verwandeln. Bei wichtigen Veranstaltungen trat er sogar selbst auf die Bühne, um das Publikum vor den Auftritten Trumps schon mal aufzuwärmen.

Kollegen zufolge war der junge Allrounder unermüdlich. Nach einem anstrengenden Tag hätten sich die anderen oft im Privatflugzeug von Trump entspannt, sagt Jason Miller, der im Wahlkampf die Kommunikationsabteilung des Republikaners leitete. „Steve hat seine kleine Tastatur herausgeholt und weiter wie wild getippt.“ Auf dem Weg von einem Termin zum nächsten habe Stephen Miller immer ganz genau zugehört, was Trump gesagt habe. Er habe dessen Kommentare katalogisiert und sie später dann als Bausteine für die formellen Reden verwendet.

In einem Artikel für eine Studentenzeitung beschrieb sich Miller einst als „zutiefst überzeugter Konservativer, der es als seine Pflicht empfindet, der Linken die Stirn zu bieten“. Nach seiner Schulzeit in Kalifornien besuchte er die Duke University im US-Staat North Carolina.

Auch dort behielt er seine politische Einstellung selten für sich – er schimpfte öffentlich über liberale Professoren, über eine geplante Einschränkung des Verkaufs von Zigaretten auf dem Campus und über Hollywood-Filme, die „alternative Lebensstile fördern und traditionelle Werte untergraben“.

Nach seinem Abschluss ging Miller direkt nach Washington. Zunächst arbeitete er dort für die damalige republikanische Abgeordnete Michele Bachmann, die der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung nahe steht. Später stellte der Senator Jeff Sessions den aufstrebenden Politprofi als Berater ein. In diesem Job kämpfte Miller etwa gegen eine Lockerung der Einwanderungsgesetze und warnte vor den Gefahren eines radikalen Islams.

Außerdem beschäftigte er sich mit den von Sessions angeprangerten Defiziten der republikanischen Partei in der Kommunikation mit den amerikanischen Arbeitern.

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