Chisinau Die Republik Moldau dürfte sich politisch künftig mehr Richtung Russland bewegen: Bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag lag nach vorläufigem Ergebnis Igor Dodon mit fast 53 Prozent vorne. Der prorussische Kandidat und Chef der Sozialistischen Partei war zuvor zum Favoriten erklärt worden. Als stärkste Konkurrentin des 41-Jährigen galt die proeuropäische ehemalige Weltbank-Ökonomin Maia Sandu. Sie bekam nach vorläufiger Berechnung fast 34 Prozent der Stimmen.
Erstmals seit 20 Jahren konnten die Bürger der früheren Sowjetrepublik Moldau wieder direkt einen Präsidenten wählen. Die Abstimmung galt als Richtungswahl, da in diesem Amt die außenpolitische Orientierung des Landes gestaltet werden kann. Zudem darf der Präsident Richter ernennen. Weitere wesentliche Entscheidungen müssen aber vom Parlament gebilligt werden.
Nach seiner Stimmabgabe hatte Dodon gesagt, er wolle einen Neuanfang - er sei gegen diejenigen, die die Republik in den vergangenen sieben Jahren regiert hätten. Außerdem sprach er sich gegen Oligarchen und die Plünderung des Bankensystems aus. Vor zwei Jahren war in den Banken Moldaus eine Milliarde Dollar verschwunden - dies hatte die Republik in eine tiefe Krise gestürzt. Wochenlang demonstrierten die Moldauer auf den Straßen, in dem Jahr nahmen sechs Ministerpräsidenten ihren Hut.