Erbil Stunden nach Schließung der Wahllokale in der Kurdenregion im Irak hat das Land Militärübungen mit der Türkei angekündigt. Das Verteidigungsministerium gab am Montag bekannt, die Maßnahmen sollten groß ausfallen. Die Kurden im Irak hatten am gleichen Tag ein Unabhängigkeitsreferendum abgehalten. Das Ergebnis, vermutlich mit einem überwältigenden „Ja“ für die Loslösung, wird im Laufe der Woche erwartet. Die angestrebte Abspaltung wird von Experten kritisch gesehen. Sie befürchten mehr Spannungen und Unsicherheit in der gesamten Region. Die Abstimmung ist nicht bindend.
Als Reaktion auf das Referendum hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag mit einer militärischen Intervention im Irak gedroht. Mit Blick auf derzeit laufende Manöver der türkischen Streitkräfte entlang der Grenze zum Irak sagte er, die Soldaten seien nicht „für nichts“ vor Ort. „Wir könnten eines abends plötzlich da sein.“ Eine kurdische Unabhängigkeit sei für die Türkei inakzeptabel, sagte er und brachte die Schließung einer Ölpipeline aus dem Nordirak und des Grenzübergangs ins Spiel.
Rund drei Millionen Kurden waren am Montag aufgerufen, über eine Loslösung vom Irak zu entscheiden. Der kurdische Präsident Masud Barsani räumte zwar ein, der Weg zur Unabhängigkeit sei riskant. Dennoch wollten die Kurden dabei bleiben: „Wir sind bereit, jeden Preis für unsere Unabhängigkeit zu zahlen.“ Nach Ansicht der irakischen Regierung verstößt die Abstimmung gegen die Verfassung.