Nach Lkw-Anschlag Stockholm trauert

Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm wollen die Bewohner der Stadt am Sonntag in einer „Liebes-Kundgebung“ der Opfer gedenken. Ein 39-jähriger Usbeke soll den Todes-Laster gesteuert haben. Was ihn dazu trieb, ist unklar.

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In Stockholm trauern die Menschen um die Toten des Lkw-Anschlags am vergangenen Freitag. Quelle: AP

Stockholm Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm ermittelt die Polizei wegen Terrorverdachts gegen einen 39-jährigen Mann aus Usbekistan. Am Samstag wurde er nach Angaben seines Anwalts zum ersten Mal verhört. Zu einem möglichen Motiv des Verdächtigen äußerten sich die Ermittler zunächst nicht.

„Die Umstände weisen auf eine Absicht hin, unserer Bevölkerung zu schaden und für Angst und Schrecken zu sorgen“, sagte Staatsanwalt Hans Ihrman am Samstag vor Journalisten. Der Täter hatte am Freitag einen Lastwagen in einer belebten Stockholmer Einkaufsstraße erst in eine Menschenmenge und dann in die Front eines Kaufhauses gesteuert. Dabei waren vier Menschen ums Leben gekommen und 15 verletzt worden.

Eines der Todesopfer sei inzwischen identifiziert, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Angaben zu Alter und Geschlecht machte sie nicht.

Am Sonntag wollen sich Stockholmer auf einem zentralen Platz in der Stadt versammeln, um der Opfer des Anschlags zu gedenken und zu zeigen, dass sie keine Angst vor dem Terror haben. Zu der unpolitischen „Liebes-Kundgebung“ meldeten sich auf Facebook viele tausend Menschen an. Für Montag kündigte Schwedens Regierungschef Stefan Löfven eine landesweite Schweigeminute an.

Zahlreiche Stockholmer und Touristen hatten am Samstag die Gegend rund um die Einkaufsstraße Drottninggatan besucht und Blumen niedergelegt. „Wir lassen die Dunkelheit niemals gewinnen“, stand in auf einem handgeschriebenen Zettel, der zwischen Blumen und leuchtenden Kerzen lag.

Am späten Abend hatte die Polizei die Absperrungen um den Tatort entfernt. Die Untersuchungen am Ort seien abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der dpa. Teiles des Kaufhauses Åhléns, in das der Lkw gefahren war, sollten am Sonntag wieder für Kunden geöffnet sein.

Die Ermittler untersuchen derweil einen verdächtigen Gegenstand, der auf dem Fahrersitz des Lkw gefunden worden war. Medien hatten spekuliert, es könnte sich um eine Bombe handeln.


Schwedens Polizei verstärkt Präsenz

Die schwedische Polizei will nach der Tat weiter verstärkt Präsenz zeigen. Zehn Tage lang sollen außerdem alle Ausreisenden an den Grenzen kontrolliert werden. Man könne noch nicht ausschließen, dass mehrere Menschen an der Tat beteiligt gewesen seien, sagte Reichspolizeichef Dan Eliasson am Samstag. Medienberichte über weitere Festnahmen am Abend kommentierte die Polizei aber nicht.

Der Verdächtige war den Behörden seit dem Vorjahr namentlich bekannt. „Wir konnten keine Verbindungen zu extremistischen Milieus bestätigen“, sagte Anders Thornberg von der schwedischen Sicherheitspolizei mit Blick auf die damaligen Untersuchungen.

Schwedens König Carl XVI. Gustaf hatte den Lkw-Anschlag am Samstagnachmittag als „verachtenswürdig“ verurteilt. Doch ihm gebe Hoffnung, „dass all diejenigen unter uns, die helfen wollen, viel zahlreicher sind als diejenigen, die uns schaden wollen“, sagte der Monarch vor dem Königspalast in der Hauptstadt. Carl Gustaf und seine Frau, Königin Silvia, hatten nach dem Vorfall eine Brasilienreise abgebrochen und waren nach Schweden zurückgekehrt.

Die internationale Solidarität mit dem Land war am Samstag groß. Das finnische Außenministerium in Helsinki sollte in der Nacht zum Sonntag in den schwedischen Nationalfarben blau und gelb angestrahlt werden. In Madrid gedachten Fußballspieler beim Stadtderby zwischen Real Madrid und Atlético auch der Opfer des Anschlags.


Polizei in Oslo macht Sprengsatz unschädlich

In der norwegischen Hauptstadt Oslo hat die Polizei am Samstag in der Innenstadt ein „bombenähnliches“ Gerät gefunden und kontrolliert gesprengt. Ein Verdächtiger sei verhaftet worden, teilte die norwegische Polizei am Samstagabend über Twitter mit. Details zu der Person wurden nicht gemacht.

Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters vor Ort berichtete, wurde die Gegend weiträumig abgesperrt. Ein lauter Knall sei zu hören gewesen, kurz nachdem ein Spezialteam vor Ort eingetroffen sei.

Laut Polizei hätte die Vorrichtung wahrscheinlich nur einen begrenzten Schaden anrichten können. „Wir warten nun auf die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen.“ In der Nähe des Fundortes befinden sich zahlreiche Bars und Restaurants, aber auch Moscheen und das Hauptquartier der Polizei der Stadt.

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