Düsseldorf Deutschland schont seine Gutverdiener. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Steuerbehörden seien nicht streng genug, mahnt die Organisation.
In der Studie „Tax Administration 2015“ vergleicht die Organisation Strukturen und Effektivität der Steuerbehörden in 56 Ländern. Das Fazit: In den meisten Industrieländern seien die Steuerbehörden nicht ausreichend auf die mehr werdenden Reichen eingerichtet. Nur wenige Behörden, ein Drittel der untersuchten Länder, hätten den Rat aus einer Studie von 2009 umgesetzt und spezielle Abteilungen für sie eingerichtet. Deutschland ist nicht dabei.
Die „High Net Worth Individuals“ sind Einzelpersonen mit einem Vermögen von mehr als einer Million Dollar. Diese seien für die Steuerbehörden eine besondere Herausforderung, weil sie häufiger Wege fänden Steuern zu hinterziehen. Das habe Auswirkungen auf die Integrität des gesamten Steuersystems, urteilt die OECD.
Deswegen fordern die Macher der Studie erneut eine Sonderabteilung für Reiche mit speziell geschulten Beamten. Zudem müsse die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Steuerbehörden deutlich gesteigert werden.
Die Reichen werden immer mehr: Der Report „Global Wealth 2015 – Winning The Growth Game“ der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) sieht die Konzentration der Vermögen noch stärker bei den Superreichen als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Millionäre weltweit kletterte im vergangenen Jahr nach Angaben der Beratungsfirma deutlich von 15 auf 17 Millionen.
Der Anteil dieser Haushalte am gesamten Privatvermögen nahm von 40 auf 41 Prozent zu. Nach Schätzung von BCG dürfte er bis 2019 auf 46 Prozent steigen. Das rasanteste Wachstum sagen die Forscher der Spitzengruppe mit Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar voraus, bei der sich zuletzt bereits sechs Prozent des globalen Reichtums ballten.
Die meisten Millionäre und Superreichen hatten zuletzt die USA vor dem stark aufholenden China. Die höchste Millionärsdichte macht die Studie in der Schweiz aus, wo 135 von 1.000 Einwohnern mehr als eine Million Dollar auf der hohen Kante hatten. Dahinter folgen Bahrain, Katar, Singapur, Kuwait und Hongkong.
In Deutschland nahm die Zahl der Millionäre zum Vorjahr um 3,6 Prozent auf 350.000 zu, damit landete die Bundesrepublik auf Rang sieben des Rankings. Deutlich schneller - um 6,9 Prozent - wuchsen die Vermögen der Superreichen hierzulande. 679 deutsche Haushalte mit Privatvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar zählten die BCG-Forscher. Damit rangiert Deutschland hinter den USA, China, Großbritannien und Indien auf Platz fünf.