Lissabon Bei der Präsidentenwahl in Portugal hat der moderat konservative Politiker Marcelo Rebelo de Sousa nach ersten Prognosen die meisten Stimmen gewonnen. Es blieb aber kurz nach Schließung der Wahllokale am Sonntag zunächst offen, ob er über 50 Prozent erreichte.
Die Prognosen der TV-Sender lagen zwischen 49 und 54 Prozent für Rebelo de Sousa. Verfehlt er die absolute Mehrheit, wird am 14. Februar eine Stichwahl nötig. In dem Fall würde Rebelo de Sousa voraussichtlich gegen Antonio Sampaio da Novoa antreten, der in den Prognosen bei 22 bis 25 Prozent lag. Der frühere Professor steht der Mitte-Links-Regierung nahe.
Rebelo de Sousa wäre hingegen ein konservatives Gegengewicht zur neuen Regierung, die vergangenes Jahr ins Amt kam. Der 67-Jährige versteht sich nach eigenen Worten als Brückenbauer zwischen den Parteien und will auf Ausgleich dringen. Der bisherige Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva scheidet nach zwei Amtszeiten aus.
Der Präsident hat im ärmsten Land Westeuropas eine größtenteils zeremonielle Rolle, doch kann er eine einflussreiche Stimme sein. Die Parlamentswahl vom Oktober 2015 hatte in dem Euro-Land zu einem Machtwechsel geführt. Die neue sozialistische Minderheitsregierung wird von dem radikalen Linksblock und den Kommunisten unterstützt und hat erste Sparmaßnahmen der konservativen Vorgängerregierung rückgängig gemacht. Kritiker halten diesen Anti-Sparkurs angesichts der hohen Staatsverschuldung Portugals und der stotternden Wirtschaft für riskant.
