Präsidentschaftswahl 2017 Der Le-Pen-Clan ist guter Dinge

Nach dem AfD-Wahlerfolg gewinnt die Front National an Zuversicht. Erstmals halten Frankreichs Rechtspopulisten einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2017 für möglich. Le Pen sieht Parallelen zwischen sich und Trump.

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Die Parteichefin der Front National freute sich über den Wahlerfolg der AfD in Mecklenburg-Vorpommern. Quelle: AFP

Paris Brexit, Krise der Europäischen Union, Massenarbeitslosigkeit in Frankreich: Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen sieht sich im Aufwind. Sieben Monate vor den Präsidentschaftswahlen in ihrem Land gibt sich die 48-Jährige gemäßigt, vermeidet öffentliche Ausfälle. Den „Patrioten der AfD“ gratulierte die Chefin der rechtsextremen Front National (FN) am vergangenen Wochenende zum Wahlerfolg in Mecklenburg-Vorpommern.

Die gelernte Rechtsanwältin tritt im April kommenden Jahres wieder an, um den Élyséepalast zu erobern. Ihre Partei rückte bei den Europawahlen 2014 zur stärksten politischen Kraft im Land auf. „Zum ersten Mal denkt die FN, dass der Sieg möglich ist“, vertraute ein Le-Pen-Anhänger unlängst der Tageszeitung „Le Monde“ an. Doch ein Triumph bei der Stichwahl im Mai kommenden Jahres ist noch längst nicht ausgemacht.

Bisher hielten Parteien und Wähler - und das französische Mehrheitswahlrecht - den Le-Pen-Clan von wichtigen Schaltstellen der Macht fern. So 2002, als Marines Vater Jean-Marie im zweiten Wahlgang von den konservativen Kandidaten Jacques Chirac geschlagen wurde. Nach wiederholten antisemitischen Ausfällen musste Le Pen die von ihm gegründete Partei verlassen. Seine Tochter bemüht sich schon seit Jahren um einen bürgerlichen Anstrich der Partei.

Die Europaabgeordnete mit der blonden Haarmähne pflegt gleichzeitig das Erbe einer Protestbewegung - und sieht sich mit republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump (70) auf derselben Wellenlänge „Wir ähneln uns, weil wir beide nicht dem Establishment angehören und nicht Teil des Systems sind“, vertraute sie dem US-Sender CNN an. „Wir sind von niemandem abhängig, und wir nehmen von niemandem Befehle entgegen.“

Le Pen war schon immer gegen die EU - die existenzbedrohende Krise des Staatenclubs scheint ihr zu nützen. Die britischen Wähler entschieden sich im Juni mehrheitlich für den Austritt ihres Landes aus der EU - die Parteichefin fordert bereits seit Jahren ein EU-Referendum für Frankreich. Im Falle eines Wahlsiegs 2017 will sie ihre Landsleute abstimmen lassen. Das lässt Europabefürworter in Land zittern, denn 2005 ließen die Franzosen den Entwurf für eine EU-Verfassung durchfallen.

Den Erfolg der AfD sieht Le Pen als Bestätigung ihrer eigenen harten Kritik am Flüchtlingskurs von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Für die AfD steht eine große Nähe zur Front National, wie sie die deutsche Partei inzwischen mit der österreichischen FPÖ pflegt, aber nicht auf dem Programm. Im Europaparlament schloss sich der AfD-Politiker Marcus Pretzell zwar Le Pens rechter ENF-Fraktion an. Parteifreundin Beatrix von Storch sitzt aber bei der EU-feindlichen Fraktion „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“, die vom Brexit-Propagandisten Nigel Farage von der britischen Ukip geleitet wird.

Als Erfolg sehen es die Le-Pen-Anhänger, dass der konservative Präsidentschaftsanwärter Nicolas Sarkozy gerade bei dem Reizthemen Identität der Franzosen und Immigration ganz harte Töne anschlägt. „Wir müssen die Zahl der Einwanderer drastisch vermindern(...)“, schreibt der 61-Jährige in seinem neuen Buch „Tout pour la France“ (Alles für Frankreich). „Sarkozy bestätigt unser Programm“, meint FN-Generalsekretär Nicolas Bay der belgischen Tageszeitung „Le Soir“ zufolge, und fügt hinzu: „Aber wir werden es durchführen.“

Auch wenn Le Pen in Umfragen prophezeit wird, dass sie aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahl mit den meisten Stimmen hervorgehen könnte, sehen die Institute sie in der dann nötigen Stichwahl meist geschlagen. Den Ton für den Wahlkampf werden die Rechten wohl trotzdem angeben.

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