Prinzessin der USA Was Ivanka Trump wirklich will

Ivanka Trump kommt nach Deutschland, Kanzlerin Merkel ist begeistert, will über die freundliche Tochter Zugang zum US-Präsidenten finden, den sie bisher nicht hat. Doch Ivanka ist geschäftstüchtig wie ihr Vater – und vermarktet sich vor allem selbst.

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Präsidententochter Ivanka Trump. Quelle: Laif

Endlich eine, mit der man vernünftig reden kann! So schien Angela Merkel zu denken, als die deutsche Bundeskanzlerin vor ein paar Wochen zum Antrittsbesuch nach Washington gekommen war und nach vielen distanzierten bis missmutigen Gesichtsausdrücken endlich ein Lächeln in ihrem Gesicht zu sehen war. Was auch immer Ivanka Trump zu ihr gesagt haben mochte, es hatte funktioniert. Und so war es auch eben dieses Bild der lächelnden Bundeskanzlerin neben Ivanka Trump, der Tochter des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, am nächste Morgen in allen Zeitungen zu sehen. Vielleicht wird es doch noch was mit den deutschen und diesem unberechenbarsten aller Regenten, der da seit Januar in Washington residiert.

Seitdem ist der Blick der deutschen auf die Geschehnisse im Weißen Haus klar: Während Vater Donald fast keinen Tag zu Ende bringt, ohne eine neue Person oder gar Nation zu beleidigen, gelingt seiner Tochter scheinbar mühelos das Gegenteil.  Papa droht China mit einem Handelskrieg. Tochter Ivanka veröffentlicht ein Video, wie ihre Tochter dem chinesischen Präsidenten ein chinesisches Lied singt. Papa will Geld für Abtreibungen streichen. Töchterchen übernimmt im Weißen Haus einen Job „zur Stärkung von Frauen“, natürlich ohne Bezahlung. Papa schickt Bomben gegen Chemiewaffen in Syrien, denn die Tochter hat ihm gut zugeredet.

Die liberale, studierte Großstädterin vertraut ihm, dann können wir es auch tun, so die Botschaft. Gemeinsam mit ihrem Gatten Jared Kushner umweht sie ein Hauch der Kennedys oder Clintons, so viel Glamour, nur ohne Skandale und mit mehr Selbstdisziplin. In Berlin hat diese Inszenierung bereits seine volle Wirkung entfaltet: die deutsche Bundesregierung setzt voll auf Ivanka.

Kommende Woche reist America’s First Princess nach Deutschland. Beim W20-Gipfel, dem weiblich besetzen Gipfelableger der G20, soll Ivanka etwa mit IWF-Chefin Christine Lagarde und Familienministerin Manuela Schwesig diskutieren. Danach will sie eine Siemens-Akademie in Berlin besuchen – und könnte, so die Hoffnung auf deutscher Seite, Gedanken für ein deutsch-amerikanisches Modell zur Kooperation bei der dualen Ausbildung mitnehmen, idealerweise nebst warmen Worten über Deutschland und seine starken Unternehmen.

Doch auf wen baut die deutsche Bundesregierung da? Mit welcher Berechtigung ist Ivanka, ohne je eine Wahl gewonnen zu haben, geschweige denn ein öffentliches Amt zu bekleiden, eine der mächtigsten Frauen der Welt geworden? Und: Wie sehr ist Ivanka zu trauen, dass sie andere ethische Grenzen setzt als ihr Vater? Immerhin hat sie die Leitung ihrer eigenen Schmuckfirma zwar ihrer Schwägerin übertragen, aber sie bleibt Eigentümerin, genau wie von teuren Anteilen am Trump-Imperium. Und Gatte Jared ist Erbe einer milliardenschweren Baufirma mit Geschäftsinteressen in Russland oder China.

"Sie ist komplett verwöhnt worden von ihrem Vater"

All diese Fragen sind viel schwerer auszuleuchten, als es die Familieninszenierung vermuten lässt. Ivanka steht zwar seit zwei Jahrzehnten im Scheinwerferkegel, aber Einblicke in ihr Innerstes vermied sie, ganz anders als ihr Vater. „Ehefrau, Mutter, Schwester und Tochter“ schreibt sie in sozialen Netzwerken. „Geboren in New York, lebend in Washington.“ Und nun bitte auf „Folgen“ drücken.

Ivanka Trump, „First Daughter“ der USA, will bei ihrem Deutschlandbesuch in der kommenden Woche vom deutschen Wirtschafts-und Ausbildungssystem lernen.
von Miriam Meckel

Wer mehr über Ivanka erfahren will, muss sich ihr über Umwege nähern. Die Schule besuchen, an der sie als kleines Mädchen auf unschöne Weise ihre ersten Erfahrungen mit den Medien machte, ein Ereignis, dass sie bis heute prägt. Die von ihr gestalteten Trump-Hotels der neuesten Generation besuchen, um zu verstehen, was ihren Managementstil von dem ihres Vaters unterscheidet ­ und warum sie sich doch so nahe sind. Mit Geschäftspartnern reden, die beschreiben können, wie knallhart und doch einnehmend die Tochter seit Jahren die Interessen ihres Vaters durchsetzt. Und mit Menschen sprechen, die sie seit langem auch privat kennen, und deshalb auch ein bisschen über die Person hinter der Inszenierung verraten können.

So wie Bob Pickus. Der hat dreißig Jahre als Anwalt für die Familie gearbeitet, kennt die Ivanka der Gegenwart und das kleine Mädchen. „Sie ist komplett verwöhnt worden von ihrem Vater“, sagt Pickus und lässt ein Feuerwerk von Anekdoten folgen, das mehr über die Tochter verrät als all die inszenierten Alltagsmomente auf Instagram.

Hat man dieses ganze Bild der Präsidententochter im Blick, erscheint auch das Verhältnis zu ihrem Vater in einem neuen Lichte ­ das viele der Berliner Hoffnungen enttäuschen dürfte. Denn so gegensätzlich Ivanka neben ihrem Vater wirken mag, so bedingungslos loyal zu diesem ist sie. So modern ihr Lifestyle wirken mag, so feudal sind ihre tatsächlichen Motive: Was immer sie tut, zu allererst soll es den Nutzen ihrer Familie mehren.

Woraus sich dieses Bild ergibt, wie ihr nahestehende Personen die Präsidententochter einschätzen und wie biografische Ereignisse sie geprägt haben, lesen Sie in der neuen WirtschaftsWoche

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