Rolle im Nordkorea-Konflikt Warum Kontrolle für China besonders wichtig ist

Nordkoreas Drohungen provozieren nicht nur die USA. Auch Peking hat kein Interesse an einer Eskalation. Fünf Gründe, warum Nordkorea Chinas größter Alptraum ist.

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Japans Außenminister Taro Kono mit dem chinesischen Amtskollegen Wang Yi anlässlich der trilateralen Gespräche zu Sanktionen für Nordkorea im Rahmen des ASEAN Außenministertreffens. Quelle: dpa

1. China hat kein Interesse an einem militärischen Konflikt mit den USA

Säbelgerassel ist okay. Die Chinesen investieren seit Jahren Milliarden in ihr Militär, rüsten massiv auf. Jüngst feierte das Land mit viel Tamtam den 90. Gründungstag der chinesischen Volksbefreiungsarmee, der größten Armee der Welt. Im Fernsehen läuft der Japan-Krieg in Dauerschleife. Das ist aber nur Propaganda. Peking ist klug genug zu wissen, dass keines der Länder aus einem militärischen Konflikt als Gewinner hervorgehen würde. Einerseits liegt das Land selbst im Radius eines möglichen Atomschlags. Selbst wenn das Ziel nur Japan oder Südkorea lauten würde. Dazu würde ein Krieg alle Länder und deren Wirtschaft belasten. Apokalypse, nein danke. Außerdem sind amerikanisch-chinesischen Beziehungen für beide Länder wichtig. Vor allem wirtschaftlich sind beide Staaten voneinander abhängig, im Guten wie im Schlechten. Der Atomstreit belastet die Beziehungen der beiden Handelsnationen. Peking ist durchaus konfliktbereit. Worüber sich die beiden Länder aber streiten, das würde Peking gerne selbst entscheiden.

2. Sollte Nordkorea zusammenbrechen, hätte China die Amerikaner direkt vor der Haustür

Niemand geht davon aus, dass die Nordkoreaner einen Krieg mit Südkorea oder den USA gewinnen könnten. Nach ein paar Stunden wäre wohl Schluss mit dem Theater. Peking fürchtet aber, dass die Amerikaner dann unmittelbar an die Grenze zwischen China und Nordkorea vorrücken. US-Soldaten an der eigenen Grenze will das Land unbedingt verhindern. Bereits die Stationierung des Raketenabwehrsystems Thaad in Südkorea belastet seit Monaten die Beziehungen zwischen den Ländern. Die nordkoreanische Pufferzone zwischen sich, Südkorea und dem engen Verbündeten USA will das Land nicht verlieren.

3. Ein Zusammenbruch Nordkoreas könnte zu einer massenhaften Flucht der verarmten Bevölkerung mit über 25 Millionen Menschen über die nördliche Grenze nach China führen.

Das wäre finanziell eine Herausforderung. Viel wichtiger wäre aber, dass über Monate, wenn nicht Jahre, chaotische Zustände in den nördlichen Provinzen Chinas drohen würden. Und nichts macht Peking nervöser als das Wörtchen Chaos. Kontrolle ist in China das oberste Gebot.

Furcht vor einem Zusammenbruch

4. Nordkorea ist politisch isoliert

Die vom Sicherheitsrat verabschiedeten UN-Sanktionen wurden aber in den vergangenen Jahren von China immer wieder nur halbherzlich umgesetzt. Im Geheimen ging der Handel stets weiter. 90 Prozent des nordkoreanischen Handels läuft über China. Auch jetzt noch setzen sich die Chinesen für eine abgeschwächte Form der Sanktionen ein. Das liegt einerseits an der Furcht vor einem Zusammenbruch. Gleichzeitig sind die beiden Länder aber auch – zumindest auf dem Papier –  kommunistische Brüderstaaten. Sie seien wie „Lippen und Zähne“, wie Chinas Staatsgründer Mao Zedong einst sagte.

Auslandseinnahmen des nordkoreanischen Regimes

Der Kollaps wäre eine gewaltige Schmach für Peking. Immerhin tut man in Chinas Hauptstadt gerne so, als habe die ganze Sache mit dem Kommunismus super geklappt. Das Ende des nordkoreanischen Regimes – diesen Super-GAU möchte sich Peking ersparen. Zudem würde der Zusammenbruch wohl wunderbare Fernsehbilder produzieren von Menschen, die als Allererstes auf die Gebäude Pjöngjangs klettern, um dort Hammer und Sichel von den Dächern zu reißen. Die kommunistischen Symbole, die so viele Jahre Hunger und Not über das Land gebracht haben. Ein, zwei der Bilder könnten es auch hinter die Tore Chinas schaffen. Schlechte PR für Peking.

5. Mehrfach hat China Nordkoreas Führer zu einem Ende der Provokationen aufgefordert.

Trotzdem testet Nordkorea weiter fleißig seine Raketen, drohte zuletzt sogar mit einem Angriff auf amerikanischem Boden. Damit zeigt sich das Land nicht nur von amerikanischen Warnungen unbeeindruckt, sondern auch von den chinesischen. Für Pekings Führungsriege ein Schlag ins Gesicht. Innerhalb des Landes wirken die Drohungen Pjöngjangs wie eine Niederlage Pekings. Sie zeigen den fehlenden Einfluss Chinas in Nordkorea. Präsident Xi Jinping wirkt schwach in dem Konflikt. Der will sich eigentlich gerade in Ruhe auf den 19. Parteitag im Herbst vorbereiten, der zunehmend wie eine Krönungsfeier von Chinas mächtigsten Mann daher kommt. Die Show – und da ist sich Xi nicht so unähnlich mit Trump – will er sich nicht von einem Männeken wie Kim Jong Un kaputt machen lassen.


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