Routen werden immer gefährlicher In Griechenland droht ein neues Flüchtlingsdrama

Sechs Kinder ertrinken bei der extrem gefährlichen Passage von der türkischen Küste zu griechischen Inseln. Weder von rauer See noch von Mazedoniens Teilblockade der Balkanroute lassen sich die Migranten abschrecken.

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Die Routen nach Griechenland werden immer gefährlicher. Doch Flüchtlinge lassen sich von der zunehmenden Lebensgefahr nicht abschrecken. Quelle: dpa

Ankara Die Lage der Flüchtlinge in Griechenland spitzt sich immer mehr zu. Trotz winterlich rauer See wagen jeden Tag nach wie vor Tausende die gefährliche Passage von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln. Beim Untergang von Flüchtlingsbooten ertranken nach einer Meldung der türkischen Nachrichtenagentur vom Freitag sechs Kinder. An der griechisch-mazedonischen Grenze stranden zudem immer mehr Migranten, die nicht aus Kriegsgebieten wie Syrien und Afghanistan stammen.

Die Internationale Organisation für Migration teilte mit, am Mittwoch seien mehr als 5000 Flüchtlinge von der Türkei nach Griechenland gekommen. Am Sonntag waren es nur 155 gewesen. Erwartungen, ungünstiges Wetter und die Teilblockade der sogenannten Balkanroute durch Mazedonien würden Flüchtlinge von ihrer gefährlichen Reise abschrecken, scheinen sich nicht zu erfüllen. Am Donnerstag gab es an der griechischen Grenze heftige Zusammenstöße zwischen mazedonischer Polizei und Flüchtlingen aus Ländern wie Iran und Pakistan.

Der Menschenrechtskommissar des Europarats, Nils Muiznieks, schlug vor, Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan direkt aus den Lagern nahe der Konfliktregionen nach Europa zu holen. Das ist auch der britische Standpunkt. Muiznieks sagte der Nachrichtenagentur AP, da die Asylanträge von 99 Prozent der syrischen und rund zwei Dritteln der afghanischen Flüchtlinge in Europa anerkannt würden, sei es eine „chaotische und ineffiziente Politik“, sie erst die lange und gefährliche Reise über das Mittelmeer und die Balkanroute machen zu lassen - und so gewissermaßen Menschenschmugglern auszuliefern.

Musznieks sprach sich bei einem Besuch in Ungarn für ein System fester Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen in der EU aus, gegen das er anfangs gewesen sei. Die „freiwillige Solidarität hat nicht funktioniert, deshalb brauchen wir eine auf Regeln gegründete Solidarität“, sagte er.

Die Boote mit den Kindern waren laut Anadolu bei schlechtem Wetter in der Region um Bodrum Richtung Kos und Lesbos gestartet. Bei Bodrum seien zwei Schwestern im Alter von einem und vier Jahren ertrunken, als das mit rund 20 Menschen besetzte Holzboot kenterte. Bei Ayvacik seien vier afghanische Kinder beim Untergang ihres Boots umgekommen, in dem sich 55 Flüchtlinge befanden.

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