Terror in Bagdad Mehr als 90 Tote bei Autobombenanschlag

Bei zwei Bombenanschlägen in Bagdad sind in der Nacht zum Sonntag nach Angaben aus Polizei und Krankenhäusern mehr als 80 Menschen getötet worden. Zudem würden über 200 Verletzte gezählt, hieß es weiter.

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In Bagdad sind mehrere Autobomben explodiert: Viele Verletzte und Tote. Quelle: dpa

Bagdad Bei zwei Bombenanschlägen in Einkaufsvierteln von Bagdad sind in der Nacht zum Sonntag der Polizei und Ärzten zufolge mehr als 90 Menschen getötet worden. Allein 91 Menschen starben und über 200 wurden verletzt, als im Stadtteil Karrada im Zentrum der Stadt ein mit Sprengstoff beladener Kühltransporter explodierte. Wegen der Ramadan-Feierlichkeiten seien viele Menschen auf den Straßen gewesen. Zu dem Selbstmordanschlag bekannte sich die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). Ein weiterer Sprengsatz detonierte auf einem Markt im Schiiten-Viertel Al-Shaab im Norden der irakischen Hauptstadt. Dort wurden Polizeikreisen zufolge mindestens zwei Menschen getötet.

Weil viele Iraker während des Fastenmonats Ramadan am Samstagabend zum Essen ausgingen und spät Einkäufe erledigten, waren in der Innenstadt von Bagdad noch viele Menschen unterwegs. Mindestens vier Gebäude wurden schwer beschädigt und stürzten teilweise ein, darunter auch ein Einkaufszentrum, das das Ziel des Selbstmordanschlags gewesen sein soll. Im Laufe des Sonntags erhöhte sich die Opferzahl, weil Helfer weitere Leichen unter den Trümmern bargen.

Ministerpräsident Haider al-Abadi besuchte die Anschlagsorte. Sein Konvoi wurde von wütenden Anwohnern mit Steinen und Flaschen beworfen. Abadi hatte nach der Rückeroberung der IS-Hochburg Falludscha mehr Sicherheit versprochen, allerdings ist kein Rückgang der Anschläge zu beobachten.

Der IS versuche nun, die demütigende Niederlage in Falludscha mit weiteren Anschlägen zu vergelten, sagte ein ehemaliger Armee-Offizier in Bagdad. Die Annahme der Regierung, die Attentate seien bislang nur aus einer Gegend gesteuert gewesen, sei ein Fehler. Es gebe Schläferzellen im Land, die ganz unabhängig voneinander agierten.

Nach der Einnahme von Falludscha bringt sich die irakische Armee für den Sturm auf die IS-Hochburg Mossul in Stellung. Mossul ist die größte von den Extremisten kontrollierte Stadt und gilt als faktische Hauptstadt des IS im Irak.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Anschläge von Bagdad wie auch den IS-Überfall auf ein Restaurant in Bangladesch mit 28 Toten. Es gebe keinerlei Rechtfertigung für diese barbarischen, menschenverachtenden Taten. Die internationale Zusammenarbeit müsse weiter intensiviert werden, "um den Terroristen Einhalt zu gebieten", erklärte die Kanzlerin.

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