So lässt sich die Warnliste aus Washington erklären. Weil er gewöhnlich billigere Ferienziele ansteuert, kannte der Nahostspezialist der WirtschaftsWoche den Ortsnamen „Port Louis“ bis heute noch nicht einmal beim Namen. Inzwischen weiß er, dass in der Hauptstadt von Mauritius regelmäßig Flugzeuge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und aus Saudi-Arabien landen: Das macht Mauritius zum potenziellen Schauplatz des Terrors: ein für die Weltregion wohlhabender Kleinstaat mit 1,8 Millionen Einwohnern, darunter 200.000 politisch unauffälligen Muslimen. Das entspricht etwa den Zahlen für die Hansestadt Hamburg, aber man soll sich nicht lustig machen über die Terrorfurcht der Amerikaner. Auch Paranoiker haben Feinde, hat der große Henry Kissinger einmal gesagt, und in Hamburg planten vor gut zwölf Jahren Mohammed Atta und seine Freunde die Anschläge vom 11. September.
Und die jetzigen Geheimdiensterkenntnisse erlauben den Schluss, dass die Aktivitäten von Al Kaeda in den vergangenen Wochen ein Ausmaß angenommen haben wie noch nie seit dem schrecklichen September 2001. Sagen zumindest amerikanische Politiker wie der Senator Saxby Chambliss, dem viele Landsleute in solchen Sachen schon darum nicht trauen, weil er 2002 seinen Senatssitz mit einer Schmutzkampagne und dem Argument gewonnen hatte, sein Gegenkandidat sei zu lasch gegenüber der islamistisch-terroristischen Gefahr aufgetreten.
Wenn Chambliss Recht hat, stellt sich vor allem die Frage, warum die amerikanische Regierung den Ausnahmezustand an den Botschaften auf eine Woche befristet. Kann denn am Montag kommender Woche in Saudi-Arabien, in Dubai und Abu Dhabi, in Kairo, Katar und den anderen Standorten alles wieder sicher sein für die amerikanischen Diplomaten? Natürlich nicht, aber die Amerika kann im Jahr drei der Arabellion seine diplomatische Präsenz natürlich nicht einstellen, und so werden sich die Türen der sowieso überall zu Hochsicherheitstrakten ausgebauten Botschaften kommende Woche wieder öffnen.
Und wenn bis dahin nichts passiert ist, werden Amerikakritiker – wahrscheinlich zu Unrecht – die These verbreiten, das Ganze sei doch nur ein Rechtfertigungsmanöver für die beängstigende Datenschnüffelei der NSA gewesen. Und die Angst vor dem Terror wird trotzdem bleiben.