Terrormiliz UN und Russland befürchten IS-Einfluss in Afghanistan

Der UN-Sondergesandte, Nicholas Haysom, befürchtet, dass die Terrormiliz IS in Afghanistan Radikale um sich scharen könnte. Auch Russland sorgt sich. Der Weltsicherheitsrat stimmt für die Ausweitung des UN-Einsatzes.

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UN-Sonderbeauftragte Nicholas Haysom ist besorgt über einen wachsenden Einfluss der Terrormiliz Islamischer Staat in Afghanistan. Quelle: ap

New York Die Terrormiliz Islamischer Staat hat nach Informationen der Vereinten Nationen auch in Afghanistan Fuß gefasst. Dies legten Berichte aus dem Land nahe, sagte der Afghanistan-Sonderbeauftragte Nicholas Haysom am Montag vor dem UN-Sicherheitsrat.

Russland äußerte dieselben Befürchtungen und forderte den Rat auf, die Expansion der Terroristen zu stoppen. Der Weltsicherheitsrat votierte einstimmig für eine Ausweitung des UN-Einsatzes in Afghanistan bis zum 17. März 2016.

Der IS habe nach Einschätzung der afghanischen UN-Mission zwar keine „festen Wurzeln“ in dem Land geschlagen, sagte Haysom. Die Terrormiliz habe aber das Potenzial, „einen alternativen Flaggenmast anzubieten, an dem sich ansonsten isolierte aufständische Splittergruppen versammeln können“.

Der stellvertretende UN-Botschafter Russlands, Wladimir Safrankow, sagte, Moskau sei besorgt über das Aufkommen der terroristischen Bedrohung in Afghanistan sowie die geografische Ausweitung des IS, der „einen radikalen Islam verbreitet“. Das Land von Präsident Wladimir Putin sei vor allem wegen „der verschlimmerten Situation im Norden von Afghanistan“ beunruhigt. Dort grenzt das Land an frühere Sowjetrepubliken, die Safrankow als „unsere Freunde und Verbündeten“ bezeichnete.

Extremisten in Nordafghanistan seien aktiv an Propaganda, Rekruitierung und der Installation von Lagern beteiligt, sagte der russische Diplomat. Die Region „erneut in einen sicheren Hafen für Kämpfer und Extremisten zu verwandeln, ist grundsätzlich inakzeptabel“, so Safrankow.

Der afghanische UN-Botschafter Sahir Tanin bestätigte, dass es Berichte über die IS-Gruppe gebe, die in weitere Regionen eindringe. „Der Hauptfeind, dem wir begegnen, sind aber die Taliban, die weiterhin gegen uns kämpfen“, sagte Tanin. Er fügte hinzu, dass es „einige Splittergruppen mit extremeren Ausrichtungen“ in seinem Land geben dürfte.

Die Ausweitung der Resolution um ein Jahr ermöglicht es der internationalen Gemeinschaft, das Vorgehen gegen die Taliban, das Terrornetzwerk Al-Kaida, andere extremistische Gruppierungen und Drogenhändler fortzusetzen. Der IS wird in dem Beschluss jedoch nicht wörtlich angeführt.

Nachdem die frühere Sowjetunion Ende der 1970er Jahre in Afghanistan eingefallen war, halfen muslimische Aufständische beim Sturz des sowjetischen Militärs in dem Land. Viele der Rebellen wurden zu Anführern von Gruppen, die dann ihre Waffen gegeneinander richteten. Dadurch gelang es den radikalislamischen Taliban, die Kontrolle über Afghanistan zu gewinnen - und einen sicheren Hafen für Al-Kaida anzubieten. Der IS ist ein sich losgesagter Ableger von Al-Kaida.

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