Tsipras-Besuch in Moskau Merkel und Hollande geben sich gelassen

Neue Drohungen der Tsipras-Regierung: Zur Not würde Griechenland auch finanzielle Hilfe von Russland annehmen. Die Bundeskanzlerin und der französische Präsident sehen den Tsipras-Besuch in Moskau dennoch gelassen.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande äußern sich über ihr vorangegangenes Gespräch. Quelle: dpa

Berlin Im Vorfeld des für kommende Woche geplanten Besuchs des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Moskau geben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande betont gelassen.

„Wir waren ja auch schon in Moskau und sind trotzdem Mitglieder der Europäischen Union“, sagte Merkel am Dienstag in Berlin. Athen wisse sehr wohl, dass Europa das „Schicksal Griechenlands“ sei, sagte Hollande. Zugleich drängten sowohl Merkel als auch Hollande darauf, dass Tsipras möglichst bald die versprochene Reformliste vorlegen sollte.

„Die Zeit drängt, das heißt, es gibt auch keine Zeit zu verlieren“, sagte Merkel. Durch die Gespräche mit den Institutionen in Brüssel sei in den vergangenen Tagen zwar ein Anfang gemacht worden, aber dieser Prozess sei noch „nicht am Ende“. Die griechische Regierung hatte am Montag eine erste Liste geplanter Maßnahmen vorgelegt, die aber von der Eurogruppe noch nicht als ausreichend angesehen wird.

Vor seinem für den 8. April geplanten Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau machte Tsipras am Dienstag in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Tass deutlich, dass er eine deutliche Verbesserung im Verhältnis zu Russland anstrebe und sich bei der EU für ein Ende der „sinnlosen“ Sanktionspolitik einsetzen werde.

Mehrere Mitglieder der Tsipras-Regierung haben angedroht, zur Not auch finanzielle Hilfe aus Moskau in Anspruch zu nehmen, falls die Euroländer weitere Finanzhilfen verweigern.

Eine weitere Annäherung Athens an Moskau werde das Verhältnis Griechenlands zu den anderen Eurostaaten zusätzlich belasten, sagte Judy Dempsey vom Carnegie-Institut in Berlin im Interview. Tsipras' Vorgehen müsse Merkel wie einen „Dolchstoß“ empfinden, nachdem sie ihm vergangene Woche bei seinem Besuch in Berlin noch den „roten Teppich“ ausgerollt habe.

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