Peter Thiel Warum die Tech-Legende Trump unterstützt

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Thiel schwimmt gerne gegen den Strom

In seinem rund 15-minütigen Vortrag, den er vom Prompter abliest, attackiert er vor allem das politische System in Washington. In diesem Punkt ist er ganz Trump. Und er verachtet politische Dynastien wie die Bushs und die Clintons. In deren Zeit als US-Präsident seien die großen Finanzblasen der letzten Jahrzehnte entstanden: Unter Bill Clinton platzte 2000 die Internetblase, unter George W. Bush kam es nach der Pleite von Lehman Brothers zur Bankenkrise. Beide Präsidenten hätten mit ihrer Politik das Gegenteil bewirken wollen. „Die Wähler sind es leid, dass sie angelogen werden.“, sagt Thiel. „Mir wäre es deshalb lieber gewesen, Trump würde gegen Bernie Sanders antreten.“ Zwei unverbrauchte Kandidaten. Sanders war der demokratischen Kandidatin Clinton nur knapp unterlegen.

Die größten Absurditäten im US-Wahlkampf
Hillary Clintons Doppelgängerin Quelle: AP
Von Hirntumor bis Zungenkrebs – Clintons Krankheiten im Überblick Quelle: dpa
Der Knopf in Clintons Ohr Quelle: AP
Hillary Clinton Quelle: AP
Donald Trump – der Antichrist Quelle: dpa
Hillary Rodham Clinton Jimmy Quelle: AP
Die Illuminati und Trump Quelle: REUTERS

Thiel wird für sein oft unkonventionelles Verhalten im Valley sehr geschätzt. Bei seinen Investitionsentscheidungen schwimmt er oft gegen den Strom. Auch dieses Mal sucht er sich einen scheinbar unpassenden Zeitpunkt aus. Thiels Unterstützung für Trump kam just in einer Zeit, als Trump wegen seiner Äußerungen gegenüber Frauen unter Druck geraten ist. Auch Thiel hatte sich mal abwertend gegenüber Frauen geäußert, als er die angeblich negativen Folgen des Wahlrechts für Frauen beschrieb. Heute sagt er: Die Aussagen Trumps über Frauen seien „inakzeptabel“.

Thiel unterstützte Trump für die Sachen, die er richtig mache. Der Freihandel habe „nicht allen Amerikanern geholfen“, sagt Thiel. Die Regierung verschwende zudem Milliarden für „ungerechtfertigte Kriege“ etwa in Syrien, dem Irak und Jemen. Ein Land, in dem die Studenten schlechter dran seien als ihre Eltern, sei nicht mehr sein Land. Das amerikanische Gesundheitssystem „finanziere zudem den Rest der Welt.“

Sein politisches Engagement ruft aber zahlreiche Kritiker auf den Plan. Trumps Einwanderungspolitik, die auf Abschottung setzt, wird von führenden Tech-Investoren abgelehnt. Ellen Pao, Chefin von Project Include, eine Organisation, die Vielfalt in Unternehmen fördert, hat die Zusammenarbeit mit dem Start-up-Inkubator Y Combinator gestoppt, weil Thiel dort Partner ist. Facebook-Chef Mark Zuckerberg wurde mehrfach aufgefordert, Thiel aus dem Aufsichtsrat des Internet-Konzerns zu werfen. Zuckerberg lehnt diesen Schritt ab.

Die gegenseitigen Anfeindungen zeigen, wie aufgeheizt die Debatte acht Tage vor der Wahl in den USA ist. „Es hat viele Diskussionen gegeben“, sagt Thiel. Er sei ja ein eher unkonventioneller Typ, der Dinge oftmals anders mache. Seine Unterstützung für Trump sei „das erste Mal in seinem Leben eine konventionelle Entscheidung gewesen“, sagt er. Er wollte jemanden unterstützen, den er politisch für die richtige Wahl halte. So wie das viele machen. „Dass diese Entscheidung eine solche Kontroverse entfacht, hätte ich nicht gedacht.“

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