Stelter strategisch

Brexit, Trump, Le Pen – die Folgen der Eiszeit

Daniel Stelter Quelle: Presse
Daniel Stelter Unternehmensberater, Gründer Beyond the Obvious, Kolumnist Zur Kolumnen-Übersicht: Stelter strategisch

Die Wahl Donald Trumps ist Folge der Eiszeit. Unsere Depression in Zeitlupe tritt damit in die entscheidende Phase. Noch können wir uns mit der Geldanlage darauf einstellen.

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Donald Trump. Quelle: REUTERS

Am Mittwoch gab es in verschiedener Hinsicht eine Überraschung: Donald Trump wurde zum 45. Präsidenten der USA gewählt und die Börsen sind nicht gecrasht. Nach einer anfänglichen Korrektur haben die Aktienbörsen relativ gelassen reagiert. Dasselbe gilt für die Anleihenmärkte, auf denen sich der leichte Zinsanstieg fortsetzte, und auch für Gold mit nur einen geringen Anstieg von circa zwei Prozent. Könnte es sein, dass ein Präsident Trump gar nicht so schlecht für Wirtschaft und Finanzmärkte ist? In dieser Kolumne geht es traditionell nicht um das kurzfristige Taktieren, sondern um den langfristigen Ausblick, um die Strategie der Geldanlage. Diese möchte ich direkt mit Ihnen diskutieren, im Rahmen des WirtschaftsWoche Clubs am kommenden Donnerstag (17.11) in Frankfurt. Wenn Sie sich noch nicht angemeldet haben, tuen Sie das rasch. Denn die Plätze sind beschränkt.

WirtschaftsWoche Club-Event am 17.11. in Frankfurt

Depression in Zeitlupe

Viel ist geschrieben worden über die fatalen (wirtschafts-)politischen Ansichten von Trump. Einige Beobachter fürchten gar eine neue große Depression als Folge seiner Wahl. Mit Protektionismus würde er genau den Fehler wiederholen, der in den 1930er Jahren zur Weltwirtschaftskrise und damit auch zu Nationalsozialismus und Krieg geführt habe. Die Gefahr besteht, nur denke ich nicht, dass die Wahl Trumps – wie übrigens auch das Brexit Votum zuvor – der Auslöser für diese Entwicklung ist, sondern die Folge. Die Folge einer verfehlten Politik der Krisenbekämpfung der letzten sieben Jahre.

2009 stand die Welt am Beginn einer neuen großen Depression, die das Potential hatte, die Entwicklung der 1930er Jahre in den Schatten zu stellen. Ursächlich für die Krise war 1930 und ist heute die Überschuldung der Welt. Dabei haben wir es diesmal deutlich wilder getrieben, als in den goldenen 20er Jahren.

Die Antwort auf die Krise war gekennzeichnet von den Lehren aus der letzten Depression. Die G20-Staaten verpflichteten sich, keine protektionistischen Maßnahmen zu ergreifen, starteten Konjunkturprogramme (vor allem in China und den USA) und fluteten die Märkte mit Geld. So, dachte man, könnte eine neue Depression verhindert werden.

Vordergründig ist das auch gelungen, die Wirtschaft stabilisierte und erholte sich, die Kapitalmärkte setzten zu einem beispiellosen Höhenflug an. Das Problem jedoch: diese Politik hat wie bei einem Fiebersenkungsmedikament die Symptome unterdrückt, die Krankheit aber nicht geheilt. Wir sind immer noch in einer Depression gefangen, einer Depression in Zeitlupe, die ich Eiszeit nenne.

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Während die Symptome unterdrückt wurden, ist die Verschuldung weltweit auf einen neuen Rekordwert gestiegen, die wirtschaftliche Erholung schwach, die Arbeitslosigkeit hoch oder verdeckt und die Finanzmärkte immer weiter losgelöst von der Realität. Damit wächst die Unzufriedenheit in breiten Schichten der Bevölkerung, die spüren, dass die Entwicklung nicht gut ist.

Verstärkt wird diese Unzufriedenheit durch die zunehmend ungleiche Vermögensverteilung, die eine direkte Folge der aggressiven Geldpolitik und der Verschuldung ist (über den Leverage-Effekt, hier nochmals zum nachlesen) Politiker wie Trump und Farage (Ukip) greifen das auf. Das italienische Referendum im Dezember und die Präsidentschaftswahl in Frankreich könnten die nächsten Dominosteine sein, die fallen.

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