Zukunft von MH17 Polizisten sollen Absturzstelle sichern

Die Niederlande trauern, die meisten Opfer von Flug MH17 sind aus der Ostukraine ausgeflogen, die Untersuchung im Absturzgebiet läuft weiter. Ohne bewaffnete Schutztruppe wird diese allerdings kaum durchführbar sein.

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Eine Woche im Zeichen der Trauer. Vor dem Flughafen in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam, gedenken die Menschen mit der Niederlegung von Blumen den Opfern des Absturzes von MH17. Quelle: AFP

Amsterdam Vor der Abflughalle 3 des Amsterdamer Flughafens Schiphol liegt ein Meer von Blumen. Weiße Rosen in Zellophan, Sonnenblumen, dazwischen viele Karten. RIP hat jemand darauf gekritzelt. Ruhe in Frieden. Ein kleines Mädchen stellt einen lila Plüschhasen dazu. Daneben steht eine Frau, die Hand vor dem Mund. „Im Fernsehen ist alles so unwirklich“, sagt die 34-jährige Janneke Veentrop. „Erst hier wird es echt.“ Die Familie reist am Samstag in den Urlaub. Nach Spanien. Doch vorher will sie den 298 Opfern von Flug MH17 Respekt erweisen. „Irgendetwas tun“, sagt sie und zuckt hilflos mit den Schultern.

Die Veentrops gehören zu den mehr als 200 000 Menschen, die an diesem Wochenende von Amsterdam aus in die Ferien fliegen. Viele von ihnen halten bei diesem Blumen-Denkmal inne. Seit dem Absturz der Boeing der Malaysia Airlines am 17. Juli ist es zum nationalen Denkmal geworden. Täglich wird es größer.

Selten haben Bilder das ganze Ausmaß eines Dramas so eindrücklich dargestellt. Die lange Trauerkolonne der Leichenwagen, die seit Mittwoch täglich durch die niederländische Landschaft fährt. Am Samstag folgen weitere 38 Särge aus der Ukraine - der vorläufig letzte Transport in die Niederlande.

Dann der Kontrast: Fotos von der Absturzstelle zeigen schwarz verkohlte Erde, Trümmer, dazwischen Reiseführer, eine Packung holländische Waffeln, eine Puppe. Dort sollen noch immer Leichen liegen.

„Alle Menschen nach Hause bringen, das hat für uns absolute Priorität“, betont der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte wieder und wieder. Fest entschlossen. Doch die Bergung der restlichen Opfer und die internationale Untersuchung der Absturzstelle sind bislang faktisch unmöglich. Schwerbewaffnete prorussische Rebellen haben die Kontrolle in dem Gebiet. Keiner kann die Sicherheit der internationalen Experten garantieren.


Polizisten ohne Uniform und Waffen

Seit Samstag sind 40 niederländische Militärpolizisten im ukrainischen Charkow. Sie sollen bei der Bergung der Leichen und der Untersuchung helfen. Doch die Königlichen Gendarmen sind unbewaffnet und nicht uniformiert. Was können sie mit bloßen Händen und im T-Shirt ausrichten?

Die Entsendung einer bewaffneten Militär- oder Polizeitruppe scheint unausweichlich. Alles ist dafür bereits vorbereitet. Einsatzkräfte der niederländischen Armee sind startklar, bestätigen hohe Militärs. Alle Urlaubsgesuche wurden abgelehnt. In London stehen zudem Mitglieder einer Spezialeinheit der australischen Armee und Polizisten parat, rund 100 weitere Militärs sollen folgen.

Die Niederlande arbeiten in dieser Phase eng mit Australien zusammen. Nicht nur, weil 27 der Opfer von dort stammen. Australien gehört dem UN-Sicherheitsrat an und kann eine entsprechende Resolution für den bewaffneten Einsatz einbringen. Der Entwurf dazu soll bereits fertig sein.

Die niederländische Regierung operiert dabei in einem politischen Minenfeld - ein Schachspiel auf fünf Brettern zugleich, kommentierte die Tageszeitung „De Volkskrant“. Denn ein bewaffneter Einsatz in dem Konfliktgebiet, wie begrenzt es auch ist, ist heikel. Ob es überhaupt ein UN-Mandant geben wird, ist fraglich. Zwingend notwendig aber sind die Zustimmung der Ukraine, der Rebellen und vor allem Russlands. An diesem Wochenende will Den Haag entscheiden.

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