Statt einer Europäischen Union, oder gar den Vereinigten Staaten von Europa, solle Europa zurückgebaut werden zu einer Wirtschaftsgemeinschaft, findet die „JA“. Mit allen Staaten könnten dann bilaterale Verträge abgeschlossen werden. So könnte auch das Schengener Abkommen neu austariert werden. Wichtig sei dabei, dass die Kontrolle der Außengrenzen gelänge. "Das klappt bislang nicht. Wir brauchen mehr mobile Kontrollen", sagt Ritz. Es gehe aber nicht darum, unbescholtenen Bürgern die Reise ins Nachbarland zu erschweren.
Sofern ein Rückbau der EU nicht vollzogen werden kann, politische Mehrheiten gibt es dafür weit und breit nicht, sollten doch bitte alle weiteren EU-Entscheidungen – von der Aufnahme neuer Mitglieder bis hin zu Verträgen mit Drittstaaten wie das Freihandelsabkommen mit der USA – stets vom Volk getragen werden. „Wir wollen in allen relevanten Fragen Volksentscheide, wir wollen mehr Demokratie“, unterstreicht Ritz. In diesem Punkt sei man sich mit der AfD einig.
Dass mehr Demokratie in diesem Fall auch mehr Bürokratie bedeute – Volksentscheide sind bei 82 Millionen Einwohnern nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern auch teuer –, müsse man hinnehmen. Unausgesprochen bleibt, ob es „JA“ und AFD wirklich um die Stärkung der Demokratie geht – oder ob taktisches Kalkül hinter den Aussagen steht. Zwar betont Ritz: "Volksabstimmungen können auch vereinzelt zu (mir) unliebsamen Entscheidungen führen. Aber wenn es der Bürgerwille ist, muss man dies akzeptieren." Fakt ist aber auch: Viel zu befürchten, hätte die AfD nicht. Schließlich ist nicht erst seit dem Schweizer Votum gegen ungebremste Zuwanderung die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch in Deutschland EU-Vorhaben eher abgelehnt werden dürften. Forderungen der EU-Kritiker, das Volk zu diesen Themen zu befragen, dürften folglich der Partei neue Sympathisanten bescheren. Vor allem unter den jungen Leuten.
Während die Bundesbürger über 30 Jahre vor allem den etablierten Parteien bei Wahlen ihre Stimmen anvertrauen, ist der Mut zum Andersdenken bei den Jüngeren größer. Der Anteil der Deutschen unter 30 Jahre, die für eine nicht im Bundestag vertretene Partei votierten, ist von sieben Prozent (2005) auf 20 Prozent (2013) gestiegen. Davon profitierte bei der Bundestagswahl eben auch die AfD.
In deren Jugendorganisation sind derzeit 350 Mitglieder aktiv. Rund um die Bundestagswahl lag die Zahl noch bei 150. "Seit dem Bundeskongress in Fulda erhalten wir jeden Tag zahlreiche Mitgliedsanträge. Wir lehnen aber durchaus auch Anträge ab. Wir prüfen – ähnlich wie die AfD – die Interessenten vor der Aufnahme. Dies ist sehr zeitintensiv", so Ritz. Viele der neuen Mitglieder hätten einen wirtschaftlichen Hintergrund, die Zahl der BWL- und VWL-Studenten sei recht hoch, berichtet deren Vorsitzende, Philipp Ritz. Die Hälfte der „JA“-Mitglieder sei zum ersten Mal in einer parteinahen Organisation (die „JA“ ist ein Verein, keine Partei), jeder Zweite käme von einer anderen Jugendorganisation wie der „Jungen Union“ oder den „Jungen Liberalen“.
Neben der Europa- und der Euro-Frage, an der sich ja auch die AfD detailliert abarbeitet, kümmert sich die „JA“ vor allem um die Themen Bildung und Kriminalität. „Wir wollen das Land zukunftsfähig machen, das kommt bei der AfD bislang deutlich zu kurz“, kritisiert Ritz. Bildungspolitik gehöre nicht zu den Top-3-Themen in der Partei. Dabei gäbe es genug zu tun: Die Ausstattung der Schulen sei schlecht, dort müsste viel mehr Geld in die Hand genommen werden, findet die „JA“. Auch an der Lernstruktur müsse man arbeiten.