Berlin Erstmals seit 20 Jahren sind die Forschungsaufträge der Unternehmen an deutsche Hochschulen gesunken. Im Schnitt hatten sie zwei Jahrzehnte lang jährlich um fünf Prozent zugelegt – 2015 nahmen sie um knapp 2 Prozent ab, meldet der Stifterverband mit Verweis auf Daten des Statistischen Bundesamtes.
Am Gesamttrend lag es nicht: Insgesamt haben die Unternehmen die Forschungsausgaben 2015 um sieben Prozent auf 4 Milliarden Euro aufgestockt. Hochschulen haben davon allerdings nicht profitiert: Die Drittmittel von Unternehmen sanken im gleichen Zeitraum um 1,8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Stattdessen forschen die Unternehmen mehr mit privaten Partnern und Forschungseinrichtungen im Ausland, so die Analyse des Stifterverbandes.
Für die deutschen Hochschulen ist damit der Anteil der Unternehmen an allen zusätzlich eingeworbenen Finanzmitteln, also der „Drittmittel“, von 26 auf 19 Prozent gesunken – der tiefste Wert seit der Wiedervereinigung. Damit wachse sogar die seit vielen Jahren als unzureichend kritisierte Grundfinanzierung durch die Länder stärker als die Mittel von Unternehmen.
„Die These der Ökonomisierung der Hochschulen hält einem Faktencheck nicht stand“, sagt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes. „Unternehmen haben für Hochschulen als Finanzier eine immer geringere Bedeutung. Der sich andeutende Rückzug von Unternehmen aus Kooperationen mit Hochschulen sollte mit politischer Unterstützung verhindert werden“, forderte Schlüter.
Als Gründe für die Zurückhaltung der Wirtschaft nennt deren Verband die hohen Kosten von Forschungsprojekten an Hochschulen im Inland, während ausländische Hochschulen zunehmend wettbewerbsfähiger würden. Zum anderen würden offene Innovationsprozesse von Hochschulen und Unternehmen hierzulande „immer noch zu wenig verzahnt“. Eine zusätzliche Hürde bildeten die in den letzten Jahren von einigen Ländern eingeführten Transparenzgesetze. Diese verpflichten Hochschulen, gemeinsame Projekte mit Unternehmen offenzulegen.