Bundeswehr-Reform Was Soldaten verdienen

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen möchte die Bundeswehr zum attraktiven Arbeitgeber umbauen. Abseits von Kinderbetreuung und Teilzeitarbeit stellt sich die Frage: Wie geht es den Soldaten finanziell? Ein Ex-Soldat erklärt.

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Verteidigungsministerin von der Leyen bemüht sich um guten Kontakt zur Truppe. Solderhöhungen kommen in ihrem Reformprogramm trotzdem nicht vor. Quelle: dpa

Ursula von der Leyen setzt bei ihrer Modernisierung der Bundeswehr vor allem darauf, den Job der Soldaten attraktiver zu machen. Von anderer „Führungs- und Organisationskultur“, von „Weiterbildung“ und „Telearbeit“ ist die Rede – von Gehaltserhöhungen hingegen nicht. Rudolf Gramlich ist ehemaliger Soldat, er weiß, wie hoch der Sold im Vergleich zur Arbeit ist. Der 59-Jährige ist Steuerberater für Soldaten beim Steuerring, einem Lohnsteuerhilfeverein. Er sagt: „Da sehe ich Nachbesserungsbedarf.“

Soldaten können sich entweder für zum Beispiel zwei, sechs oder fünfzehn Jahre als Zeitsoldaten verpflichten oder sich gleich als Berufssoldaten einstellen lassen. Als solche sind sie Beamte. Deshalb müssen sie keine Sozialversicherung bezahlen. Außerdem erhalten sie „freie Heilfürsorge“. Das heißt, dass sie bei allen Krankheiten oder Verletzungen kostenlos von Ärzten oder Krankenhäusern der Bundeswehr behandelt werden. Damit brauchen sie auch keine Krankenversicherung. Insgesamt gehen von ihrem Bruttogehalt also nur Steuern ab, den Rest erhalten sie netto für brutto.

Zudem haben Soldaten einige steuerliche Vorteile: Den Weg zur Stammkaserne können sie steuerlich geltend machen, genau wie andere Arbeitnehmer die Fahrtkosten für ihren Weg zur Arbeit. Darüber hinaus können Soldaten aber auch sämtliche Ausbildungslehrgänge und Aufenthalte auf Truppenübungsplätzen wie Dienstreisen absetzen.

Doch dem steht die notwendige Flexibilität des Soldatenberufs entgegen. So ist die Stammkaserne eines Soldaten nicht immer dort, wo seine Familie lebt. Zumeist müssen Soldaten also einen auswärtigen Arbeitsort in Kauf nehmen. Auch bleiben Soldaten fast nie ihre ganze Laufbahn über in der selben Kaserne stationiert, sondern müssen sich mit häufigen Versetzungen arrangieren – selbst wenn gerade kein Auslandseinsatz ansteht.

Ein Soldat mittleren Ranges, zum Beispiel ein Feldwebel nach drei Jahren Dienstzeit, erhält dafür dann zwischen 2200 und 2300 Euro brutto im Monat. Dieser ist dann aber auch schon „Unteroffizier mit Portepee“, im Ranggefüge der Bundeswehr etwa im oberen Mittelfeld. Ein einfacher Gefreiter, niedrigster Rang nach der Grundausbildung, steigt hingegen mit nur gut 1950 Euro in seinen Beruf ein.

Ex-Soldat Gramlich fasst zusammen: Soldaten seien durch fehlende Sozialversicherungs- und Krankenkassenbeiträge besser gestellt als normale Arbeitnehmer, aber der Sold an sich sei eher niedrig. „Wenn ich qualifiziertes Personal will, dann muss ich dem etwas bieten“, sagt Gramlich. Deshalb sieht er noch Nachbesserungsbedarf.

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