Bundeswehr Truppe braucht „Transall“-Flugzeuge länger

Auf die erste A400M musste die Bundeswehr viel länger warten als geplant. Und voll einsatzfähig ist der Transportflieger immer noch nicht. Die gefährlichen Einsätze muss nun ein bis zu 46 Jahre altes Flugzeug übernehmen.

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Alternativloser Uralt-Flieger: Wegen Pannen mit dem immer noch nicht einsatzbereiten A400M muss die Bundeswehr weiter auf die bis zu 46 Jahre alten Transall-Maschinen setzen. Quelle: dpa

Berlin Auch nach der Auslieferung des ersten Airbus A400M an die Bundeswehr bleibt das Transportflugzeug einer der größten Problemfälle unter den Rüstungsprojekten der Truppe. In einem vertraulichen Bericht an den Bundestag geht das Verteidigungsministerium davon aus, dass wegen massiver Verzögerungen bei der Entwicklung des Fliegers die bis zu 46 Jahre alten „Transall“-Transporter (C-160) länger genutzt werden müssen als geplant. Andernfalls würde mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent ab 2018 eine „Fähigkeitslücke“ beim Lufttransport entstehen.

Dieses Szenario könne „sicher“ nur durch die Verlängerung der Nutzung der C-160 über 2018 hinaus verhindert werden, heißt es in dem Bericht, der am Donnerstagabend an die Fachleute des Parlaments geschickt wurde und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Darin wird die Verzögerung bei der A400M mit neun Jahren und die Kostensteigerung mit 1,4 Milliarden Euro oder 17 Prozent im Vergleich zur Ursprungsplanung angegeben. Voll einsatzfähig wird der Flieger nach Schätzung des Ministeriums erst 2019 sein.

Unter den zahlreichen aufgelisteten Problemen ist das Fehlen eines Schutzsystems am gravierendsten. Dieses wird für gefährliche Einsätze wie in Afghanistan oder im Irak zwingend benötigt. Für mehrere Systemkomponenten seien nun aber Nachentwicklungen nötig, heißt es in dem Bericht. „Daher besteht das Risiko, dass insbesondere der Selbstschutz des A400M wesentlich später als zum vertraglich geschuldeten Zeitpunkt 2016 zur Verfügung steht.“

Der Bericht über Probleme bei den 15 größten Rüstungsprojekten der Bundeswehr war Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in der vergangenen Woche bei einer Sitzung des Rüstungsboards mit allen Staatssekretären und zuständigen Abteilungsleitern vorgelegt worden.

Die wichtigsten Eckwerte waren bereits bekannt: Durchschnittlich haben sich die Großprojekte vier Jahre verspätet und sind zusammen 12,9 Milliarden Euro oder 29 Prozent teurer als ursprünglich geplant.


Insgesamt sind 53 A400M bestellt

Den Bericht veröffentlichte das Ministerium am Donnerstag teilweise im Internet. Die mehr als 500 Einzelrisiken - davon mehr als 100 schwerwiegende - wurden aber nur den Abgeordneten mitgeteilt.

Am längsten warten musste die Bundeswehr auf den Transporthubschrauber NH90 mit einer Verspätung von 13 Jahren und zwei Monaten. Die größte Kostensteigerung gab es mit 103 Prozent beim Schützenpanzer „Puma“.

Die erste A400M wurde im Dezember an die Bundeswehr ausgeliefert, ist aber von der Luftwaffe noch nicht eingesetzt worden. Insgesamt hat Deutschland 53 Exemplare bestellt.

Neben Problemen, die beim Hersteller zu verorten sind, weist der Bericht auch auf Mängel im Ministerium hin. Es müssten „unmittelbar“ 22 zusätzliche Experten eingesetzt werden, um Risiken zu identifizieren und zu bearbeiten, heißt es.

Der Grünen-Haushaltsexperte Tobias Lindner erklärte dazu: „Ursula von der Leyen macht es sich zu einfach, wenn sie suggeriert, die Industrie trage alleine die Verantwortung.“ Das Projekt A400M stecke in einer Krise. Es gebe „unzählige schwerwiegende Risiken, die die Nutzung des Transportflugzeugs ernsthaft gefährden“.

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